Vintage Handbags. Marnie Fogg

Diese Geschichte der Handtasche beantwortet die Fragen: Warum tragen Frauen Handtaschen? Und warum sind Handtaschen aus der modernen Modewelt nicht wegzudenken?

Das Buch erzählt von der Entstehung der modernen Handtasche durch die Handwerkskunst von Sattlern wie Hermès und Gucci sowie Herstellern von Reisegepäck wie Prada und Louis Vuitton.

Es berichtet, dass die Handtaschen größer wurden als Frauen längere Zeiten aus dem Haus gingen: wer länger unterwegs ist, braucht eine umfangreichere Ausrüstung für den Tag. Die Handtasche wurde zum „Survival kit“, zum tragbaren Boudoir und mobilen Büro.
Es berichtet aus den Zeiten der beiden Weltkriege, in denen Frauentaschen Tornister-ähnlich wurden und quer über dem Oberkörper getragen werden konnten, damit die Hände freiblieben.
Es erzählt aber auch davon, wie in den 1920er Jahren winzige Abendtaschen entstanden, die sich während des Tanzens in der Hand halten ließen.
Und es erzählt wie die Handtasche von der Investition fürs Leben zu einem eigenständigen modischen Stilmittel wurde. Aus diesem sich dann die „It“-Bag der 1990er entwickeln konnte.

Die Einführung bringt auf den Punkt, warum Handtaschen aus vergangenen Zeiten heute noch interessant sind: „Handbags are a vital accessory to every woman´s life, but their practical purpose is secondary to what they say about the wearer´s sense of style. (…) the vintage bag represents the wearer´s personality, not her bank balance. When cutting-edge fashion becomes available to all, and the time span between the designer handbag and the high street version in the shop becomes so compressed, the uniqueness and rarity of a vintage handbag makes it a desirable commodity.“

Das Buch von Marnie Fogg ist in seinem Mittelteil chronologisch nach Jahrzehnten von 1900 bis 1990 aufgebaut. Hier erhält man eine Mini-Zusammenfassung der Zeitgeschichte und der Modegeschichte. Auf dieser Basis entwickelt die Autorin die wichtigsten Handtaschen-Trends des jeweiligen Jahrzehnts, stellt Handtaschen-Modelle und Designer von.
Ein gutes Beispiel ist die Mode-Fotografie, die auch auf dem Buch-Einband verwendet wird: Optimismus und Aufbruchsgefühl finden nicht nur Ausdruck im leuchtend rot- und orangefarbenen Kleid, den roten Schuhen und der roten Handtasche. Sie finden sich ebenfalls im gewählten Hintergrund einer im Rohbau befindlichen Neubausiedlung.

In einer vorangestellten Übersicht erklärt das Buch, wie es überhaupt dazu kam, dass Frauen Handtaschen zu tragen begannen. Ein letzter Teil am Ende des Buchs stellt die wichtigsten modernen Designer von Handtaschen zusammen. Dieser Teil wirkt allerdings, als ob eine große Portion Marketing-Material von der Autorin unmittelbar von den Designern übernommen wurde.

Das Buch ist ein gut lesbarer Schmöker, reich bebildert und stellt dabei die wesentlichen Entwicklungen klar dar. Für Mode- und Handtaschen-Liebhaberinnen ein Genuß.

Mehr zu schönen Mode-Büchern in unserer Zusammenstellung Beste  Bücher zur Mode.

Durch Mauern gehen. Marina Abramovic

Wer bisher nicht zu den begeisterten Anhängern der  Performance-Kunst gehört, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Danach wird das Verständnis größer sein, sich vielleicht Faszination vermittelt haben und vielleicht Bedauern entstanden sein, Abramovic nicht in einer ihrer Performances gesehen zu haben.

 

„Durch Mauern gehen“ ist die Autobiografie der Künstlerin Marina Abramovic. Welch eine erstaunlich beeindruckende Frau! Mich überzeugt die Konsequenz der Künstlerin, Kunstwerke zu entwickeln, die die Menschen unmittelbar emotional erreichen. Packen. Erkenntnisse vermitteln, die das Selbst verändern. Eine Kunst zu entwickeln, die nicht über den Kopf, nicht über Rationalität, sondern statt dessen über unmittelbares Erleben funktioniert.

Und hierbei schont sich die Künstlerin nicht

In ihren Performances fließt ihr eigenes Blut, hungert sie, sitzt für Stunden bewegungslos, liegt auf Eis, wäscht blutige Knochen, lässt sie sich durch ihr Publikum mit 72 Gegenständen beschädigen. Einen kleinen Eindruck bietet dieser Film-Clip.

Besonders beeindruckt haben mich diese Arbeiten

Die Serie „8 Lessons on Emptiness with a Happy End“ von 2008:

Marina Abramovic

Die Performance „Balkan Baroque“ von 1997, die die Gewalt auf dem Boden des ehemaligen Jougoslawiens nach Titos Tod thematisert:

Verwandtes Bildergebnis

 

Die Performance „The Artist Is Present“ von 2010: Hier haben sich über 1500 Menschen gegenüber Abramovic in einem New Yorker Museum hingesetzt. Einige nur für Minuten, andere für Stunden. Hierzu aus „Durch Mauern gehen“: „Sehr schnell spürte ich, dass die Leute, sobald sie mir gegenüber Platz genommen hatten, unglaublich bewegt waren. Einigen kamen die  Tränen – und mir ebenfalls. War ich ein Spiegel? Es fühlte sich an, als wäre ich mehr als das. Ich konnte den Schmerz der Menschen sehen und spüren. Ich glaube, die Leute wurden überrascht von dem Schmerz, der in ihnen hochkam. (…) Sie hatten stundenlang darauf gewartet, um mir gegenüber sitzen zu dürfen. Und dann saßen sie auf einmal vor mir. Wurden vom Publikum beobachtet. Wurden gefilmt und fotografiert. Wurden von mir beobachtet. Sie konnten nirgendwohin außer in ihr Inneres. Und genau darum ging es.“

Sehr wohltuend ihr eigener Kommentar über die später siebziger Jahre, in denen Performance-Kunst derart „in“ gewesen war, dass jemand nur auf den Boden spucken und es Performance nennen brauchte…

Vielleicht den besten Eindruck geben die Videos der ins Absurde überzeichneten Tragödie von Bob Wilson „The Life and Death of Marina Abramovic“. Natürlich mit Marina Abramovic. Zwischen zwei Beerdigungen thematisiert das Stück Schmerzen und selbstzugefügte Verletzungen der Titelheldin. Besonders berührend sind die Songs „Why must you hurt yourself“ und „When will I turn to cut the world“.

Zum Hintergrund gibt es unter der Überschrift „Vom Brüllen zum Schweigen“ einen guten Artikel in der Zeit von 2014.

Gelesen habe ich die deutsche Übersetzung der amerikanischen Original-Ausgabe. Die Sprache wirkte auf mich wie umgangssprachlich diktierter Text, der dann in der Übersetzung noch flacher wurde. Anfangs hat mich dies gestört. Während des Lesens ist dies immer unwichtiger geworden, weil mich die Künstlerin mit der Beschreibung ihrer Kunst in den Bann gezogen hat.

Idole und ihre Mörder. Connie Palmen

100 Seiten zu den Ursachen moderner Morde. Ein knappes, kluges Buch. Es liest sich, als sei es ein Kommentar auf aktuelle Ereignisse in Syrien, in der Türkei, auf Terror-Anschläge in Europa. Ist es nicht … und ist es irgendwie doch.

Der Einstieg: Palmen berichtet von einem Mann, der sie töten wollte. Aus Liebe. Es aber dann doch nicht tat und ihr statt dessen Champagner schickte.

Die Thesen: Palmen führt aus, wie ihrer Meinung nach die Mörder von Idolen/Berühmtheiten nicht mehr zwischen echt und unecht (Fiktion) unterscheiden können, zwischen öffentlichem Schein und Sein. Wesentlicher Grund hierfür sei die Einseitigkeit der Beziehung zwischen Berühmtheit und Fan: ökonomisch wechselseitig, ein gegenseitiges Geben und Nehmen, aber emotional einseitig. Der Fan wird von seinem Idol nicht als Individuum wahrgenommen. Das Idol bringt dem Fan im Krankheitsfall keine Gemüsebrühe ans Bett. Diese Einseitigkeit der emotionalen Beziehung bringt den Fan dazu, das Idol wie ein Symbol und eben nicht wie einen lebendigen Menschen wahrzunehmen.

Der Attentäter tötet in seiner Vorstellung keinen Menschen… „Für eine Philosophie des modernen Mordes muß man auf die Terminologie der Fiktion zurückgreifen. Mörder können ihre Opfer nicht als echte Personen sehen. In ihren Augen ermorden sie eine Figur aus ihrem idiosynkratischen Filmszenario, Theaterstück oder Roman, ein Symbol, eine Ikone. Alles, nur nicht einen leibhaftigen Menschen.“ Hierauf basiert inhaltlich auch der sehr viel treffendere Original-Titel „Iets wat niet bloeden kann“, Das, was nicht bluten kann.

Palmen führt aus, dass in ihren Augen die fanatische Verfolgung einer idealen Vorstellung vom richtigen Leben zur Verachtung anderer Menschen führen kann. Dies gelte für Glaubensfanatiker, Abstinenzler, Geizhälse und andere in gleicher Weise: „Die selbst auferlegten Beschränkungen und die daraus erwachsende einseitige Sichtweise treten an die Stelle des Denkens, der Reflexion, der Erinnerung, des Schmerzes, der Selbsterkenntnis und der Unterhaltung realer Beziehungen. (…) Der Fanatiker widmet sich einem  Projekt oder Ziel nicht um dessen Bedeutung willen, sondern weil er sein eigenes Bedürfnis danach, sich mit etwas verbunden zu fühlen und sich dem völlig zu widmen, befriedigen möchte. Über seinen Fanatismus hinaus braucht der Fanatiker nichts und niemanden, um sich überlegen zu fühlen.“

In der Regel können besondere Situationen, in denen einer der beiden eine Rolle – öffentlicher Schein – spielt, gut verstanden werden, da sie sich in einem bestimmten, eng definierten Raum abspielen, so Palmen. Sie führt als Beispiele Psychiater, Nonnen, Huren und Schauspieler an. Als deren Produkte seelische Betreuung, Glaube, Sex und Spiel. In der modernen Medienkultur jedoch fehlt laut Palmen diese Form der räumlichen Abgrenzung: „Personen des öffentlichen Lebens unterhalten die gleiche Beziehung zur Gesellschaft wie der Psychiater, die Nonne, die Hure und der Schauspieler, nämlich eine ökonomisch wechelseitige und symbolisch einseitige. Auch sie tun dies ohne Ansehen der Person. Der Politiker, der Popstar, die Fernsehgröße, der Künstler und der Schriftsteller liefern ein Produkt gegen Bezahlung, und dieses Produkt ist an eine symbolische Persönlichkeit oder ein Image gekoppelt (…) Und weil definierende und schützende Grenzen fehlen, empfinden wir (sie) als vogelfrei.“

Bespiele für moderne Morde, die Palmen in ihrem Buch heranzieht, sind diejenigen von John F. Kennedy, John Lennon, Pim Fortuyn und Gianni Versace sowie die Attentate auf Andy Warhol und Ronald Reagan, ebenso die Selbsttötungen von Marilyn Monroe und Elvis Presley.

Das Buch ist 2004 in den Niederlanden erschienen. Gelesen habe ich die deutsche Übersetzung von Hanni Ehlers. Die Sprache kommt derart einfach daher, dass es fast passiert, den Grad der Komplexität bei den Inhalten zu übersehen.

Jedem Leser und jeder Leserin von Zeitungsartikeln und Büchern, die sich mit moderner Gewalt beschäftigen, sollte ihre Zeit für diese 100 Seiten von Connie Palmen nicht zu schade sein.

Nachtwachen von Bonaventura. August Klingemann

Die Nachtwachen sind 1804 anonym erschienen und haben zunächst niemanden so recht interessiert.

Das Interesse kam später…

Wer hat sie wohl geschrieben? Goethe vielleicht sogar? Oder Schelling, E.T.A. Hoffmann, Brentano oder F.G. Wetzel? So rätselte man dann.

Was passiert in den 16 Nachtwachen? Sie sind ein böser Eintopf aus Theater-Stück-Zitaten, Puppen- und Marionetten-Spiel-Sequenzen, Maskenspielen, Erzählungen aus dem Leben, überführt in neue Theaterstücke.

Da wird das Drama „Der Mensch“ aufgegeben, sein Autor erhängt sich nach längerer Ansprache an sein nie gehabtes Publikum: „Der Mensch taugt nichts, darum streiche ich ihn aus. Mein Mensch hat keinen Verleger gefunden weder als persona vera noch ficta, für die lezte (meine Tragödie) will kein Verleger die Druckkosten herschießen, und um die erste, (mich selbst) bekümmert sich gar der Teufel nicht, und sie lassen mich verhungern (…).“

Da fallen die Schauspieler für Ophelia und Hamlet aus ihren Theater-Rollen und verlieben sich im echten Leben. Woran sie den Verstand verlieren: So Ophelia an Hamlet, „Du stehst einmal als Stichwort in meiner Rolle, und ich kann dich nicht herausreißen, so wenig wie die Blätter aus dem Stücke, worauf meine Liebe zu dir geschrieben ist. So wil ich denn, da ich mich aus der Rolle nicht zurücklesen kann, in ihr fortlesen bis zum Ende (…). Dann sage ich dir, ob außer der Rolle noch etwas existiert und das Ich lebt und dich liebt.“

Da sitzt im Irrenhaus ein Mann, der sich einbildet, der Weltenschöpfer zu sein. Enttäuscht von seiner Schöpfung führt er Selbstgespräche: „Aber dies winzige Stäubchen, dem ich einen lebendigen Athem einbließ und es Mensch nannte, ärgert mich wohl hin und wieder mit seinem Fünkchen Gottheit, das ich ihm in der Übereilung anerschuf, und worauf es verrückt wurde. (…) Beim Teufel! Ich hätte die Puppe ungeschnitzt lassen sollen! – Was soll ich nur mit ihr anfangen? – Hier oben sie in der Ewigkeit mit ihren Possen herumhüpfen lassen?“

… und noch viel mehr dergleichen. Alles zusammengehalten durch einen menschenfeindlichen Nachwächter als Erzähler.

Und all das gemacht – wie man heute weiß – vom besten Theater-Macher seiner Zeit: August Klingemann. Dessen Faust-Drama vor Goethes gespielt wurde, der Goethes Faust uraufführte und mit zahlreichen Aufführungen beider Varianten des Stoffs Theater-Geschichte schrieb.

Und was sagen uns die Nachtwachen?

„Die Frage scheint auf eine merkwürdige und verwirrende Weise, die indessen gerade zum Reiz des Buches beitragen mag, ins Leere zu führen, in eine Leere ähnlich der, von der im Buch selbst (…) die Rede ist. Man hat das Gefühl, eine Maske nach der anderen, Zwiebelschale auf Zwiebelschale gleichsam abzuziehen (…). Larve, Rolle und Schauspiel werden zu Metaphern für ein krisenhaftes Verhältnis des Ichs zur Wirklichkeit und zu sich selbst, indem es, auf sich reflektrierend, in der eignen Tiefe bald alles, bald nichts findet“, so Jost Schillemeit. Mehr zu den „Nachtwachen von Bonaventura“ hier…
Gelesen habe ich die Ausgabe des Inselverlags mit einem guten Nachwort von Jost Schillemeit und Illustrationen von Lovis Corinth, auf die sich gut verzichten läßt.

Josiah Wedgwood – Entrepreneur to the Enlightenment. Brian Dolan

Wedgwood? Das sind doch diese kitschigen englischen Väschen und Tellerchen, oder?

„Wedgwood“ war einmal DAS Porzellan (eigentlich Keramik) für Europa, für Amerika, für Russland. Königinnen und Zarinnen, Adelige und Wohlhabende in fast aller Herren Länder wollten Wedgwood. Und waren bereit, sehr viel Geld dafür zu zahlen. Wie kam das?

Das Buch von Brian Dolan zeichnet nach, wie ein Junge aus einer eher ärmlichen Familie zu einem hochgeachteten, berühmten und reichen Töpfer werden konnte, der fast 300 Menschen in seinem Werk beschäftigte.

Wer war Josiah Wedgwood?

Josiah Wedgwood (1730 – 1795) war ein englischer Töpfer und Geschäftsmann, Gründer der Wedgwood Company. Er gilt als Erfinder der industriellen Fertigung von Töpferwaren  durch Arbeitsteilung und auf diese Weise stark reduzierten Produktionskosten. Seine Erfindungen weckten Begeisterung bei Kunden und wurden rasend schnell – wo immer möglich – von seinen Konkurrenten kopiert.

Was zeichnte Josiah Wedgwood aus?

Wedgwood glaubte als Mitglied einer reform-protestantischen Minderheit daran, dass die Erforschung der Natur ihre tiefe Würdigung als Gottes Schöpfung darstellt. Er sah unternehmerischen Erfolg als Verantwortung zur Förderung des Gemeinwesens.

Erfindertum

Wegdwood war nicht nur ein hervorragender Töpfer, er war auch ein systematischer, kreativer Erfinder. In den Nächten experimentierte er mit Metallen, um unterschiedliche Glasur-Effekte zu erzielen, mit Brenntemperaturen, Ton-Zusammensetzungen und neuen Formen. Seine Experimente hielt er in seinen Notizbüchern in Code fest.

Marketing-Geschick

Fast scheint Wedgwood geahnt zu haben, was seine Klientel wünschen können müsste. Alle Ansatzpunkte verfolgte er mit Methoden, die sehr modern wirken. Schaufenster-Gestaltung, Produkt-Zyklen und Testimonials bekannter Personen: All dies setzte er ein.

Glück

Wedgwood hatte Glück – und hat dieses am Schopf gepackt: Seine Frau Sarah Wedgwood sah sich als Unternehmer-Frau, er fand in der Lunar Society Freunde, die eine bessere Ausbildung genossen hatten und seine Ideale teilten, er erfüllte die ausgefallenen Wünsche mächtiger Kunden.

Meilensteine

Helles Steingut in der Farbe von Porzellan

Wedgwood erfand eine Glasur, die – bis dahin in einzigartiger Weise – Geschirr fast weiß und ebenmäßig glatt aussehen ließ. Die Keramik wirkte fast wie Porzellan. Hiervon ließ sich auch Königin Charlotte begeistern. Danach die russische Zarin.

Jasper-Ware

 Eine sehr erfolgreiche Erfindung Wedgwoods war ein durchgefärbter, matter Ton. Auf diesen konnte er außerdem hauchdünne weiße Schichten aufbringen. Beliebt waren Kannen, Tassen, Schmuck, aber auch Schuhschnallen aus diesem Material.

Dekorative Vasen

Wedgwood nutzte die Begeisterung der Adligen und akademisch Gebildeten für die Antike, indem er klassizistische Motive verwendete. Außerdem: Als er bemerkte, wie groß die Leidenschaft für antike Vasen wurde und wieviel Geld Sammler für diese ausgaben, hatte er die brilliante Idee, extrem hochwertige dekorative Vasen herzustellen. Sein Coup war die Kopie einer römischen Glasvase, die sogenannte Portland Vase (Foto rechts). Wedgwoods Kopien von dieser waren eine Sensation. Mehr Publicity geht nicht.

Buchbeschreibung: „An intriguing examination of the life and times of Josiah Wedgwood, potter to the Queen, and an Enlightenment pioneer. Brian Dolan combines the remarkable story of Josiah Wedgwood, the English potter whose works are among the finest examples of ceramic art, with the story of the 18th-century world of industry, fashion and connoisseurship.“

Ein tolles Buch!

Sylvia Plath und Ted Hughes: Du sagst es. Connie Palmen

Eine Frau beißt einen Mann in die Wange bis das Blut läuft.

Ist das Liebe?

So jedenfalls lernt sich im Buch von Connie Palmen eines der berühmtesten Liebespaare der modernen Literatur kennen.

Das Buch ist der fiktive Bericht einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte, einer Ehe, einer Selbsttötung: aus der Sicht des männlichen Protagonisten, Ted Hughes. Hughes selbst hat in der Realität zur Beziehung zwischen Plath und ihm  geschwiegen. Im Archiv befindet sich allerdings eine versiegelte Kiste, die laut Testament erst 2023 geöffnet werden kann…

Warum ist diese Konstellation interessant?

Nach Plath’s Suizid im Jahr 1963 galt sie als Märtyrerin, Hughes als Verräter. Ihre Beziehung wurde in den Medien und von ihren Freunden immer wieder thematisiert, dabei mit großem Detailreichtum an die Öffentlichkeit gebracht.

Funktioniert die Fiktion?

Das Buch ist auf den ersten Blick eines: verblüffend überzeugend. Man nimmt Palmen die Stimme ab, die sie Hughes in den Mund legt.

„Es dauerte nicht lange, bis sie mir so vertraute, dass ich allmählich Risse in der Rüstung ihrer trügerischen Aufgeregtheit anbringen konnte. Weil sie auf meine Stimme reagierte wie ein neugeborenes Lamm auf das Blöken des Mutterschafs, konnte ich sie nach zwei missglückten Versuchen vollständig in Hypnose versetzen. Verdauung, Blutkreislauf, Atmung und schließlich ihre Träume – ich konnte sie mit meiner Stimme lenken.“

Dann, während des Weiterlesens, kommt die Frage auf, ob denn wirklich Sylvia Plath derart kindlich, so verängstigt, so hysterisch gewesen sein kann.

Noch später überzeugt mich dann der subtile Weg, auf welchem Palmen thematisiert, wie wenig Hughes seine Affairen infrage stellt und seine Rolle als Vaterfigur und Gottvater. Palmen läßt ihn fest davon ausgehen, dass dies seine Rollen in der Beziehung zu seiner Frau waren, ebenso selbstverständlich, dass seine Verhältnisse zu anderen Frauen notwendig waren.

Wer war Sylvia Plath?

Sie war eine amerikanische Schriftstellerin, geboren 1932, gestorben 1963. Als Plaths Hauptwerk gilt ihre Lyrik, insbesondere der nachgelassene Band „Ariel“ sowie ihr Roman „Die Glasglocke“. Ihre Werke werden zumeist im Kontext ihrer Lebensgeschichte gesehen und gelten als Bekenntnisliteratur. Ihr literarischer Erfolg setzte nach ihrem Suizid mit der Veröffentlichung nachgelassener Gedichte sowie der US-Publikation ihres Romans in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren ein. Plath wurde zu einer Symbolfigur der Frauenbewegung stilisiert und ihre Lebensgeschichte als Spiegelbild der Rolle der Frau in der Gesellschaft verstanden.

Tot geboren

Diese Gedichte leben nicht: eine traurige Diagnose.
Ihre Zehen und Finger sind richtig ausgebildet,
ihre kleinen Stirnen vor Konzentration gewölbt.
Sie haben es nie geschafft, umherzugehen wie Leute,
doch nicht etwa aus Mangel an Mutterliebe.

Ich begreife nicht, was aus ihnen geworden ist!
In Form und Zahl und allen Teilen sind sie gelungen.
Sie liegen so lieb in der Pökelflüssigkeit!
Sie lächeln und lächeln und lächeln mich an.
Und trotzdem füllen sich die Lungen nicht,
fangen die Herzen nicht an zu schlagen.

Sie sind keine Schweine, nicht einmal Fische,
obwohl sie etwas Schweinisches und Fischiges an sich haben –
es wäre besser, sie wären am Leben und wären diese Tiere.
Doch sie sind tot, und ihre Mutter ist halb tot vor Qual,
und sie starren nur dumm und sprechen nicht von ihr.

(Sylvia Plath, Stillborn, in der Übersetzung von Johannes Beilharz)

… und wer Ted Hughes?

Ted Hughes, 1930 bis 1998 war ein englischer Dichter und Schriftsteller. Er veröffentlichte angesehene Gedichtbände – der bedeutendste war „Crow“. Von 1984 bis zu seinem Tod war Hughes der von der britischen Königin berufene Nationaldichter Englands.

Last Letter

What happened that night, inside your hours
Is as unknown as if it never happened.
What accumulation of your whole life,
Like effort unconscious, like birth
Pushing through the membrane of each slow second
Into the next, happened
Only as if it could not happen
As if it was not Happening.

(Ted, Hughes, Strophe aus Last Letter, Informationen und Video zur Entdeckung des Gedichts auf dieser Seite…)

 

Gelesen habe ich die deutsche Übersetzung des niederländischen Originals. Mehr zur Autorin Connie Palmen hier…

Demenz bei Hunden: Remember Me? Eileen Anderson

„Remember me? – Loving and Caring for a Dog with Canine Cognitive Dysfunction“ von Eileen Anderson gibt Hilfestellung beim Umgang mit einem älter gewordenen Hund, der langsam sein Gedächtnis verliert.

Remember Me?: Loving and Caring for a Dog with Canine Cognitive Dysfunction by [Anderson, Eileen]

Die Autorin nutzt die persönliche Erfahrung mit ihrer Hündin Cricket, um zu erklären, welche Symptome Gedächtnisverlust und Demenz bei Hunden mit sich bringt und auf welche Weise mit ihnen ganz praktisch im Alltag umgegangen werden kann.

Typische Symptome von Demenz bei Hunden

  • Hunde sind weniger stubenrein
  • Hunde haben Schwierigkeiten, neue Dinge zu lernen
  • Hunde suchen seltener die Aufmerksamkeit oder wirken zurückgezogen
  • Hunde reagieren verängstigt, scheu oder meiden ihnen bekannte Menschen
  • Hunde schlafen öfter bei Tag und weniger oft in der Nacht
  • Hunde wirken verwirrt oder verloren
  • Hunde haben Schwierigkeiten, aus engen Ecken herauszufinden
  • Hunde vergessen bekannte Routinen oder beginnen diese und stoppen auf halbem Weg
  • Hunde verlieren sich auf bekannten Wegen
  • Sie bellen ohne Grund und für längere Zeiträume
  • Sie zittern ohne äußeren Grund
  • Sie fallen von Erhebungen herunter
  • Sie haben Schwierigkeiten ihre Näpfe zu finden, das Futter in das Maul hinein zu befördern  und das Futter im Maul zu behalten
  • Sie haben Schwierigkeiten, in ihr Körbchen hineinzukommen.

Leseprobe: „Is your dog starting to get stuck in corners, stare at walls, or act a little distant? Is he pacing in circles, barking for no apparent reason, or forgetting his housetraining? These or other behavioral changes may indicate that he is developing canine cognitive dysfunction, a disease akin to Alzheimer’s.“

Themenbereiche des Buchs

Das Buch ist in diese Kapitel eingeteilt:

  • Loving a Dog with Dementia: Cricket’s Story
  • Does your Dog Have Dementia?
  • Is There a Treatment?
  • How to Help Your Dog: Setting Up Spaces, Routines and Enrichment
  • How to Help Your Dog: Specific Challenges
  • Supplies
  • How to Help Yourself
  • Quality-of-Life Considerations
  • Is the End Near?

„Remember me“ ist ein sehr gut lesbarer, kenntnisreicher Ratgeber für Hunde-Besitzer. Die Erzählweise ist sachlich, auch wenn Themen bearbeitet werden, die anrührend und traurig sind. Hilfreich sind auch die vielen Fotos von Cricket, die die gemeinten Situationen exakt zeigen. Immer dort, wo die Autorin kein Foto ihres eigenen Hundes nutzen kann, stellt sie die spezifische Situation mit einem Plüsch-Hund nach.

Frauen der 1920er: Flappers – Six Women of a Dangerous Generation. Judith Mackrell

Ein wunderbares Buch über die 20er Jahre! Klug, wissensreich, spannend, anrührend und  – all dies und außerdem auf eine ungewöhnliche Weise erzählt.

Weshalb wurden in den Goldenen 20ern in New York fast täglich neue Cocktails  erfunden? Die Antwort hierauf und auf viele andere Fragen bietet „Flappers“ (Auflösung auch am Ende des Beitrags).
Das Buch ist so gut wie sein Cover. Am Beispiel von sechs Frauen, zeigt Mackrell wie Frauen nach dem 1. Weltkrieg begannen, neue, eigene Wege zu gehen, wodurch sie ermutigt wurden und welche Erfolge sie hatten. Und wie ihr Leben später weiter ging als die Zwanziger Jahre vorbei waren.

Ein Flapper ist das englische Äquivalent der Garsonne: Flappers were a generation of young Western women in the 1920s who wore short skirts, bobbed their hair, listened to jazz, and flaunted their disdain for what was then considered acceptable behavior. Flappers were seen as brash for wearing excessive makeup, drinking, treating sex in a casual manner, smoking, driving automobiles, and otherwise flouting social and sexual norms. Flappers had their origins in the liberal period of the Roaring Twenties, the social, political turbulence and increased transatlantic cultural exchange that followed the end of World War I, as well as the export of American jazz culture to Europe.“ So Wikipedia.

http://images.npg.org.uk/264_325/9/5/mw175095.jpghttp://media.artsblog.it/m/mos/mostre-torino-2015/tamara-de-lempicka-torino-palazzo-chiablese-06.jpghttp://www.dumbofeather.com/wp-content/uploads/2011/04/N_Cunard.jpg

Mackrell stellt dieses sechs Frauen in den Mittelpunkt ihres Buchs: Diana Cooper, Nancy Cunard, Tamara de Lempicka, Tallulah Bankhead (hier Eindrücke aus Movie Legends), Zelda Fitzgerald und Josephine Baker (Tanz-Video). Für sie alle waren die Zwanziger eine Zeit außergewöhnlicher individueller Entwicklungsmöglichkeiten. Als eine Gruppe von Frauen sind sie repräsentativ für ihre Zeit. Sie waren ambitioniert, waren (zeitweise) äußerst erfolgreich, lebten einen Teil ihres Lebens in Paris und genossen einen hohen Bekanntheitsgrad.

Über diese sechs Frauen schrieben bereits zu Lebzeiten Buchautoren und Journalisten, Fotografen, Filmemacher und Bildhauer machten ihre Gesichter bekannt. So wurden sie zu Vorbildern und Rollenmodellen für Tausende von jungen Frauen: „All these women lived many of their private moments on the public stage. Having made their names as writers, painters or performers, as well as popular celebrities, the things they said and did, the clothes they wore, were routinely reported in the press and had a widespread impact on other women. Yet stylish, talented and extraordinary as these six were, to imagine their lives now one has to look past the glamour and glare of their fame.“

https://agnautacouture.files.wordpress.com/2015/10/zelda-sayre-fitzgerald1.jpg

Möglich wurde dieser große Bekanntheitsgrad erst durch das sich schnell verbreitende Kino und die Werbung, die sich zum ersten Mal an eine große Zahl junger Frauen mit eigenem Einkommen richtete. Die Erzählform des Buchs besteht in sechs Kurzbiografien, die erklären, wie es sechs junge Frauen geschaft haben, ungewöhnliche Entscheidungen zu treffen. Danach kommen wieder sechs Kurzbiografien, die zeigen, wie ihr Leben weiterging. Eine Auswahl aus den vielen Faken, die die Autorin wie nebenbei für ein besseres Verständnis der Zeit mitliefert:

  • Morphium wurde als Stärkungs- und Beruhigungsmittel zunächst während des 1. Weltkriegs den Soldaten an der Front geschickt. Wie ein Medikament wurde es dann auch von zivilen Personen genutzt.
  • Haschisch wurde in den 20ern als Party-Droge oft in Kugelform verwendet und in Cocktails aufgelöst.
  • Cocktails wurden in New York täglich neu erfunden, um durch ihre intensiv schmeckenden Zutaten den unangenehmen Geschmack des schwarz-gebrannten Alkohols zu überdecken. Es herrschte ja Prohibition.

Und nach den Goldenen Zwanzigern? „This book ends on the cusp of the old and the new decade. It was the point at which the experimental party spirit of the Twenties was coming into collision with economic crisis, with the extreme politics of communism and fascism and the gathering clouds of war. And just as this moment heralded the the winding down of the jazz age, so too it marked the end of the flapper era.“

Einfach toll und sehr lesenswert!

Mutter Teresa. Christian Feldmann und Leo Maasburg

Die beiden Bücher „Die Liebe bleibt – Das Leben der Mutter Teresa“ von Christian Feldmann und „Mutter Teresa – Die wunderbaren Geschichten“ von Leo Maasburg sind Auflagen früherer Ausgaben: Anlass der ergänzten und bearbeiteten Neuauflagen ist die Heiligsprechung von Mutter Teresa in 2016.

 

 

Was ist eine Heiligsprechung?

Mutter Teresa wurde 2003 zunächst selig, 2016 dann heilig gesprochen. Eine Heiligsprechung ist ein kirchenrechtliches Verfahren der katholischen Kirche, in welchem der Papst die Gewissheit erklärt, dass ein Toter sich in seligmachender Gottesschau befindet und deshalb als Heiliger bezeichnet und verehrt werden kann. Der Nachweis eines Wunders ist die Voraussetzung. Zu Heiligen darf gebetet werden, um ihre Fürsprache bei Gott zu erhalten. Bei Mutter Teresa wurde durch Papst Johannes Paul II als Wunder anerkannt, dass eine Inderin, die an Krebs erkrankt war, durch Auflegen eines Bildes von Mutter Teresa geheilt wurde.

Eine beeindruckende und eine umstrittene Figur?

Mutter Teresa beeindruckte die Öffentlichkeit weltweit dadurch, dass sie seit den 1950er Jahren in Kalkutta, Indien, für die Ärmsten der Armen Sterbehäuser, Frauenhäuser und Kinderhäuser gegründet hat. Sie selbst war sich nicht zu schade, ebenfalls arm zu sein und schmutzige Arbeiten zu verrichten. Ihr Mut und ihre Unerschrockenheit Macht und Gefahr gegenüber war entwaffnend. In gewisser Weise folgte ihr Leben für die Armen dem Zitat Jesu aus Matth. 25, 31ff: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Aus ihrer Liebe zu Christus leitete Mutter Teresa ihr Engagement für die Armen ab.

Dennoch ist Mutter Teresa eine umstrittene Figur: Man warf ihr verhehrende hygienische und soziale Zustände in den Sterbehäusern von (z.B. Spritzen, die mehrfach verwendet wurden, Verweigerung von Schmerzmitteln, Unterkühlung und Hunger der Patienten). Ebenso einen Mangel an Transparenz im Umgang mit Spendengeldern. Ein gewichtiger Vorwurf ist außerdem die Frage nach ihrer Motivation: Wollte sie Leiden mildern oder war Missionierung letztlich ihr Ziel? Gute Hintergrundinformation bietet ein Artikel der Zeit.

Mutter Teresa: Die wunderbaren Geschichten von [Maasburg, Leo]

Was leisten die Bücher nicht?

Keines der Bücher diskutiert die Frage, warum moderne Menschen auf der ganzen Welt durch Mutter Teresa angesprochen und beeindruckt sind. Beide Bücher diskutieren nicht, welches Verständnis von „Armenarbeit“ heute sinnvoll sein kann und welche ethischen wie praktischen Konsequenzen sich daraus ergeben. Keines geht auf kritische Distanz zu ihr.

Wie gehen sie vor?

Beide Bücher sind aus einer verehrenden Perspektive geschrieben. Beide nutzen eine Kapitelstruktur, in der Themen lose zusammengefasst sind, so dass eine prinzipiell chronologische Erzählweise eingehalten werden kann. Beide bleiben eng am Subjekt ihres Buchs. Feldmann ist Journalist; er schreibt aus meiner Sicht die erträglichere Sprache. Außerdem wechseln biografischer Text und Auszüge aus dem Gebet-Buch Mutter Teresas ab. Maasburg ist Priester. In dieser Rolle hat er Mutter Teresa häufig begleitet. In seinem Buch berichtet er über Situationen, in denen er sie erlebt hat. Er schildert seine Wahrnehmungen, seine Gedanken und Gefühle. Sein Buch ist dadurch eine Art Anhäufung von Anekdoten. Leicht lesbar und eingängig sind beide Bücher.

The Seven Dials Mystery. Agatha Christie

In dieser Detektivgeschichte ist einiges los: Sieben Uhren ticken im Schlafzimmer eines jungen Mannes, der sich selbst getötet hat.

Sein Freund kann später sterbend nur noch „seven dials“ flüstern und so Jimmy Thesiger und Lady Eileen Brent auf die Spur eines zweifelhaften Nachtcubs in Soho führen… Außerdem kommen sieben Maskierte vor, die in einem versteckten Hinterzimmer planen, wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu stehlen und den nächsten Mord zu begehen… oder ist alles doch ganz anders?

Ein äußerst interessanter Aspekt der Krimis von Christie aus den Goldenen Zwanziger besteht darin, dass sie die Möglichkeiten, Persönlichkeiten und Entwicklungen junger Frauen durchspielt. Hierbei gibt sie ihren Protagonistinnen verschiedene gesellschaftliche und soziale Positionen, die die Atmosphäre der 1920er Jahre gekonnt einfangen:

  • In „The Seven Dials Mystery“ (1929) ist die Hauptfigur die Tochter eines Lords: „Bundle’s temperament was certainly not inherited from her father, whose prevailing characteristic was a wholly amiable inertia. As Bill Eversleigh had very justly remarked, the grass never did grow under Bundle’s feet.“ Nach vielen Abenteuern, in denen sie großen Mut beweist, heiratet sie einen adligen jungen Mann.
  • „The Secret of Chimneys“ (1925) hat als weibliche Protagonistin eine Adlige, die schließlich Königin eines Balkan-Staats wird: „Virginia Revel was just twenty-seven. She was tall and of an exquisite slimness – indeed, a poem might have been written to her slimness.“
  • Im wunderbaren Krimi „The Man in the Brown Suit“ (1924), der viel von einer James-Bond-Story hat, spielt Anne Beddingfeld die Hauptrolle. Sie ist die verarmte Tochter eines Professors, die sich brennend nach Abenteuern sehnt: „I’d always longed for adventures. You see, my life had such a dreadful sameness. My father, Professor Beddingfeld, was one of England’s greatest living authorities on Primitive Man. (…) Papa did not care for modern man – even Neolithic Man he despised as a mere herder of cattle, and he did not rise to enthusiasm until he reached the Mausterian period. (…)  it fell to me to undertake the practical side of living. I hate Palaeolithic Man and I always reflected what a fortunate circumstance it was that they became extinct in remote Ages .“ Trotz der Heirat mit einem vermögenden Mann, wählt sie ein Leben außerhalb gesellschaftlicher Konventionen auf einer einsamen Insel in Afrika.
  • Eine einfache Frau aus dem Mittelstand, die viele Jahre eine alte Dame gepflegt hatte, kommt in „The Mystery of the Blue Train“ (1928) zu Geld und beginnt das Leben zu genießen. Obwohl sie über 30 Jahre alt ist, wird sie in spannende Abenteuer verwickelt: „Autumn, yes, it was autumn for her. She who had never known spring or summer, and would never know them now. Something she had lost never could be given to her again. These years of servitude in St. Mary Mead – and all the while life passing by.“

Immer wieder verblüffend ist der präzise Blick, den Christie auf ihre Zeitgenossen und deren Aktivitäten wirft. Sie fängt hierbei die Essenz einer Zeit ebenso ein, wie viele Details in Wortwahl, Gesprächsthemen und typischen Settings. Auch heute sind ihre Detektivgeschichten aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts deshalb eine spannende, vergnügliche und informative Lektüre.

Hier geht es zu den besonderen Krimi-Tipps von Markus und Louisa.

Und hier finden sich andere Krimis, die wir besprochen haben.