Älter werden

Schöne und klarsichtige Bücher, hilfreiche und praktische zu Älter werden, Alter, Sterben und Tod. Ganz besondere Bücher aus der Anzahl unserer Vorschläge sind „Paul ist tot – Witwengeschichten“, beinahe DER Ratgeber nach Tod und in der Trauer, außerdem „Elisabeth is missing“, spannender Krimi und beeindruckende Darstellung einer dementen alten Frau.

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ÄLTER WERDEN

  • Älter werden, Silvia Bovenschen, 2013, Roman, siehe auch Beitrag dazu. Leseprobe: Ich betrachte eine Photographie, die mich zeigt. Sie wurde vor etwa zehn Jahren aufgenommen. Ich erinnere mich, dass ich dies Ablichtung damals abscheulich fand (ältlich, unvorteilhaft) und nur vergessen hatte, sie zu vernichten. Jetzt finde ich, daß ich darauf, verglichen mit meinem heutigen Zustand, recht passabel aussehe. Jetzt würde ich gerne so aussehen.“
  • Das Haus, Ilse Helbich, 2009, Roman, Umschlagtext: „Ilse Helbich erzählt in ihrem autobiografisch gefärbten Buch die Geschichte einer Frau, die sich mit über 60, entgegen aller Vernunft und entgegen dem wohlmeinenden Freundesrat, einen „Herzenswunsch“ erfüllt: Sie kauft ein altes Haus.“ Leseprobe: „Später lernt sie, den Luftzug, der sie manchmal mitten in der Nacht weckt, fraglos hinzunehmen. Mit der Zeit ist es wie eine Anrede geworden. Etwas streicht zu ihr hin, die allein ist in diesem Haus, diesem Zimmer, diesem Bett, es kommt wie eine Berührung von weither, von dem, was hier einmal zuhause war.“
  • Das Haus meiner Eltern hat viele Räume, Ursula Ott, 2019. Hilfreiche Tipps zum Umgang mit dem Haus, der Wohnung der Eltern. Wie nimmt man am besten Abschied? Was lässt man zurück, was nimmt man mit?  Ausführlicher besprochen hier in diesem Blog.
  • Das Alter (der Klassiker), Simone de Beauvoir, Originalausgabe 1970, aber immer noch lesenswert. Beschreibung: „Simone de Beauvoirs Buch über das Alter ragt durch die einzigartige Fülle des ausgebreiteten Materials wie durch die Vielfalt neuer Einsichten und Perspektiven unter allen wissenschaftlichen und philosophischen Abhandlungen dieses Themas heraus.“
  • Elisabeth Is Missing – How do you solve a mystery when you can´t remember the clues?, Emma Healey, Beschreibung: „In this darkly riveting debut novel—a sophisticated psychological mystery that is also a heartbreakingly honest meditation on memory, identity, and aging—an elderly woman descending into dementia embarks on a desperate quest to find the best friend she believes has disappeared, and her search for the truth will go back decades and have shattering consequences. Maud, an aging grandmother, is slowly losing her memory—and her grip on everyday life. Yet she refuses to forget her best friend Elizabeth, whom she is convinced is missing and in terrible danger.“ Leseprobe: „Enough Food. You can never have enough. Most of it seems to go missing anyway, and can´t be found even after I´ve bought it. I don´t know who´s eating it all. (…) When I was a girl I´d have been glad to have the house to myself, to eat things out of the larder and wear my best clothes, to play the gramophone and lie on the floor. Now I´d rather have the company.“ Das Buch ist derart wunderbar, dass Sie es unbedingt lesen sollten. Wenigstens in der deutschen Übersetzung.
  • Ihre Musik, Thomas Stangl, 2006, Klappentext: „Zwei Frauen, ihre Wohnung, ihr Stadtviertel, ihre Erinnerungen: das ist das Material (…) Schauplatz ist die Leopoldstadt, geschichtsträchtiger Wiener Stadtteil, in dem Emilia und ihre Tochter Dora ihr ganzes Leben verbringen, bis zum Ende“. Leseprobe: „In ihrem Rücken gibt ein großer schräggestellter Spiegel das Innere des Lokals wieder, die Bewegungen der Kellner, das Licht, das durch die Glastür in den Raum dringt, der Boden der unter den Schritten leise knirscht: auch die gedämpften Geräusche (ein träger gleichförmiger Fluss) erscheinen, so kommt es ihr, beim Hinausgehen und von der Tür aus Zurücklächeln vor, in dem Spiegel wieder, sie hat einen Zettel mit einem Vornamen und einer Telefonnummer in der Tasche (sie weiß die Nummer jetzt wieder, kann sich die Zahlen vorsagen und ihre Finger auf den schwarzen Tasten des Telefons ein Muster zeichnen sehen (…).“
  • Kein Paar wie wir, Eberhard Rathgeb, 2013, Roman. Klappentext: „Die ungewöhnliche Geschichte einer lebenslangen Liebe: zwei Schwestern in Buenos Aires. Jeden Abend sitzen sie eng nebeneinander auf dem Sofa, hören Radio und geben sich den Erinnerungen hin. Ein unzertrennliches Paar, das bis zum Ende seinen eigenen Weg geht.“ Leseprobe: „Natürlich wusste sie, was Jackie Kennedy zu ihrer Schwester gesagt hatte, sie kannte jedes Wort, jedes Detail, aber Ruth sollte es ihr noch einmal erzählen. Sie wusste, dass Ruth diese Geschichte liebte, dass sie die Geschichte mit der Jackie für ihr Leben gern erzählte. Ruth blühte beim Erzählen auf, sie wurde, während sie sprach, jung und schön, die Wagen färbten sich rot. Ein mädchenhafter Glanz legte sich über ihr Gesicht, und in ihrem Blick schwamm ein fernes Glück.“

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STERBEN UND TOD

  • Anleitung zum guten Sterben – Für Angehörige, Pflegende und Hospizbegleiter, Dorothea Mihm und Annette Bopp, 2015, mit DVD. Beschreibung: „Kann es wirklich eine Anleitung zum Sterben geben? Dazu braucht es viel Erfahrung und Einfühlvermögen. Dieser Leitfaden nimmt den Leser an die Hand und baut Vorbehalte ab. Die DVD vermittelt anschaulich den Umgang mit Sterbenden, zum Beispiel, wie man sie berühren sollte.“
  • A Social History of Dying, Allan Kellehear, 2007, Beschreibung: „Our experiences of dying have been shaped by ancient ideas about death and social responsibility at the end of life. From Stone Age ideas about dying as otherworld journey to the contemporary Cosmopolitan Age of dying in nursing homes, Allan Kellehear takes the reader on a 2 million year journey of discovery that covers the major challenges we will all eventually face: anticipating, preparing, taming and timing for our eventual deaths. This book, first published in 2007, is a major review of the human and clinical sciences literature about human dying conduct. The historical approach of this book places our recent images of cancer dying and medical care in broader historical, epidemiological and global context.“
  • FÜR KINDER: Auf Wiedersehen, kleiner Vogel – Eine Geschichte über das Abschiednehmen und den Tod, Maja Bach, 2015, Beschreibung: Zu diesem Buch wurde in Zusammenarbeit mit den Trauerbegleiterinnen Maike Biermann und Katrin Beerwerth ein Trauer- und Erinnerungsköfferchen konzipiert. Eine anschauliche Hilfestellung zur Verarbeitung.“
  • Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin, Marlene Streeruwitz, 2008, Beschreibung: „Eine Frau auf dem Weg nach Hause. Sie kommt vom Begräbnis ihrer besten Freundin, sechs Stunden ist das her, und im Straßenverkehr denkt sie, wieder und wieder, an Lilli. Daran, wie sie es mit den Männern gehalten hat, wie mit den Bindungen, die man lebenslang eingeht, der Familie, den Kindern, wie mit den vielen kleinen und auch größeren Lügen, dem Abtauchen in Affairen und wie mit der tödlichen Krankheit. Und daran, wie die Ketten um Lilli immer enger geworden sind.“ Leseprobe: „Es ist wie alles andere. Es kann gelernt werden. Die Lilli hat das Sterben gelernt wie eine Fremdsprache. Sie hat das gemacht wie alles andere auch. Begabt und mit Einsatz. Wir sind ja alle Musterschülerinnen geworden. Wir erfolgreichen Frauen. Wir machen ja alles so. Begabt und mit Einsatz.“
  • Der Tod in der Moderne, Hans Ebeling (Hg.), 1984, Aufsatz-Sammlung zu vielen unterschiedlichen Aspekten, philosophische Diskussion zur Bedeutung von Sterben und Tod.
  • Geschichte des Todes, Philippe Ariés, 1982 vielleicht etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch eine faszinierende Fakten-Sammlung über Sterben und Tod. So trägt der erste Buch den Titel „Die Zeit der Ruhenden“ und beginnt mit dem Teil „Wir sterben alle“. Buch zwei  ist „Der verwilderte Tod“ betitelt. Beschreibung: „In zwanzigjähriger Forschungsarbeit hat Ariès eine Fülle archäologischer, literarischer und liturgischer Quellen gesichtet, Sterberiten und Bestattungsbräuche untersucht, die Geschichte der großen städtischen Friedhöfe studiert und zahlreiche Testamente durchforscht. Entstanden ist eine Geschichte der Einstellungen des Menschen zum Tod und zum Sterben. Fast zwei Jahrtausende lang – »von Homer bis Tolstoi« – blieb im Abendland die Grundeinstellung der Menschen zum Tod nahezu unverändert. Der Tod war ein vertrauter Begleiter, ein Bestandteil des Lebens, er wurde akzeptiert und häufig als eine letzte Lebensphase der Erfüllung empfunden. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich ein entscheidender Wandel vollzogen. Der Tod ist für den heutigen Menschen angsteinflößend und unfaßbar, und er ist außerdem in der modernen, leistungsorientierten Gesellschaft nicht eingeplant. Der Mensch stirbt nicht mehr umgeben von Familie und Freunden, sondern einsam und der Öffentlichkeit entzogen, um den »eigenen Tod« betrogen.“
  • Paul ist tot – Witwengeschichten, Regine Schneider, 2014. Beschreibung: „Für die meisten Frauen ist der Tod des Ehemanns ein Schock. Er erschüttert ihre Existenz. Daneben wirft er aber auch ganz alltägliche profane Fragen auf: Der alternative Bestatter will den Leichnam zum Abschied noch einmal nach Hause bringen. Aber wo soll er liegen? Im Ehebett?? Was gebe ich ihm mit in den Sarg? Die Reizwäsche, die er so mochte, oder den Auspuff seiner Harley? Auf die Bestattung folgt Leere. Für die anderen geht das Leben weiter, der Alltag der Witwe hingegen verändert sich schlagartig: allein einschlafen, allein wach werden, allein joggen, allein zum Elternabend gehen, als Single auf Paar-Events, einsame Weihnachtstage, an denen der Schmerz aufflammt. Aber es gibt auch neue Freiheiten: laut fluchen, den Hund mit ins Bett nehmen, die Fingernägel grün lackieren, `Bauer sucht Frau´ gucken. Manche stürzen sich in Abenteuer, andere suchen klösterliche Einsamkeit. Sie nehmen per Medium Kontakt mit ihm auf und erklären sein Arbeitszimmer zum Museum. Oder danken dem Universum, dass es ihn geholt hat. Sie betreten eine neue Welt. Regine Schneider lässt Frauen aller Altersschichten zu Wort kommen. Sie schreibt erfrischend ehrlich, manchmal komisch, immer ungeniert. Das etwas andere Trostbuch zum Lachen und Weinen.“
  • smiling in slow motion, Derek Jarman, 2001, Beschreibung:  „Part diary, part observation, part memoir, Smiling in Slow Motion concludes the journey begun in Modern Nature. These previously unpublished journals stretch from May 1991 until two weeks before the author’s death in February 1994.“ Leseprobe: „My stomach collapsed this morning for a second time. The whole of my dinner with Richard shat out as I opened the door – indescribable mess. I cried, more in fury than anything else, as HB cleaned it up.“
  • Sterben können – Wie wir uns darauf vorbereiten – Wie wir Abschied nehmen – Wie wir Nahestehende begleiten, Lisa Freund, 2015. Beschreibung: Wie stellt man sich mental und auch organisatorisch auf den eigenen Tod oder den nahestehender Menschen ein? Ein Ratgeber zum Vorher- oder Währenddessenlesen.“