Der Isenheimer Altar. Pantxika Béguerie-De Paepe und Magali Haas

Publikationen von Museen sind mir meistens ein Graus. In den Museen, die sich als Touristenmagnet sehen, sind sie inhaltlich oft so flach und nichtssagend für das profanum volgus gemacht, dass man sich beim Lesen bildungsbürgerlich beleidigt fühlt. In Museen, die sich nicht dem Mammon, sondern der Kunst und Wissenschaft verschrieben haben, sind sie oft so verquast und selbstverliebt geschrieben, dass man intellektuelle Magenverstimmung bekommt. So oder so geht es einem nicht gut. Jetzt aber „Der Isenheimer Altar: Das Meisterwerk im Musée Unterlinden“, eine Museumspublikation, selbst gekauft, also selbst schuld…?

Bevor ich mich zum Buch äußere, vielleicht ein paar Worte zum Isenheimer Altar und Matthias Grünewald, dem verantwortlichen Künstler.

Der Isenheimer Altar entstand wohl zwischen 1512 und 1516 für das Antoniterkloster in Isenheim im Ober-Elsass. Es handelt sich um einen Flügelaltar (das heißt: einige seiner Tafeln sind auf- und zuklappbar). Durch das jeweilige Auf- und Zuklappen verfügt dieser Altar über insgesamt drei sogenannte Wandelbilder – ein sehr großes Bildprogramm mit Geburt, Kreuzigung, Grablegung, Auferstehung Christi und diversen Heiligendarstellungen insbesondere des heiligen Antonius.

Wichtig für das Bildprogramm: Die Antoniter beschäftigten sich vor allem mit der Krankenpflege und waren spezialisiert auf das sogenannte Antoniusfeuer, eine Erkrankung, die durch den Verzehr von pilzbefallenem Getreide ausgelöst wird, kaum behandelbar war und u.a. zu Nekrosen führte. Eine der beeindruckendsten und verstörendsten Darstellungen des Altars zeigt einen gekreuzigten Christus, der deutliche Symptome dieses Antoniusfeuers zeigt.

Gemalt wurde der Altar von Mathis Gothart Nithart, genannt Grünewald, der um 1480 in Würzburg oder Aschaffenburg geboren wurde und um 1530 in Halle an der Saale starb.

Die Darstellungen auf dem Altar sind allesamt ganz großes Kino und zählen für mich zum Besten, was die Renaissance-Malerei zu bieten hat. Alleine dieser Altar lohnt eine Reise nach Colmar ins dortige Museum.

Jetzt aber zum Buch:
Auch hierfür volle Punktzahl für viele und qualitative ausgezeichnete Abbildungen und für lesbaren, inhaltlich gelungenen Text, der einem einen deutlich besseren Zugang und ein besseres Verständnis der Darstellungen Grünewalds ermöglicht. Obendrein nicht teuer und auf deutsch.