Als Deutschland noch nicht Deutschland war – Reise in die Goethezeit. Bruno Preisendörfer

Wie haben die Menschen im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert gelebt? Wie sah ihr Alltag aus? Also dasjenige, das oft in der hohen Literatur nicht erzählt wurde? Um es vorweg zu nehmen: Goethe, der Dichterfürst, trug – nach allem, was sich wissen lässt – keine Unterhosen, sondern ein langes Hemd.

Alltag in der Goethezeit

Preisendörfer geht systematisch und gründlich vor. Alle wesentlichen Aspekte des Alltagslebens werden in 10 Kapiteln vorgestellt. So enthält Kapitel 6 „Essen und Trinken“ die folgenden Unterkapitel: Wer isst warum wann was mit wem und womit? – Kurzer Blick in die Küche – Brot und Butter – Die Kartoffel – Fleisch und Geflügel – Gemüse und Obst – Bier, Branntwein, Wein – Etwas über Tabak – Eine Prise Salz – Vom Zucker – Kaffee und Tee – „Colonialwaren“ und ihre Ersatzstoffe – Exkurs über Kochbücher.

In „Vom Zucker“ berichtet uns der Autor, dass Hamburg reich wurde, da dort für die deutschen Kleinstaaten der größte Teil des importierten Zuckerrohrs aus der Karibik in gewaltigen Raffinerien verfeinert wurde. Das habe ich nicht gedacht. Ich bin davon ausgegangen, zumindest Rohzucker wurde an Deutschlands Küste angeliefert.

Medizin in der Goethezeit

„Ein weiteres Ableitungsverfahren war das gezielte Zufügen von Brandwunden. E.T.A. Hoffmann musste die Tortur noch 1822 erleiden (…) „Etwa vier Wochen vor seinem Tode wurde der entsetzliche Versuch gemacht, ob nicht durch das Brennen mit dem glühenden Eisen, an beiden Seiten des Rückgrades herunter, die Lebenskraft wieder zu wecken wäre.““

Das Buch ist eine leicht lesbare Zusammenstellung von wissenswerten Details. Dies ist sein großer Vorteil, wie auch sein Nachteil. Der Stil ist eine Aufzählung des damals vorhandenen, oft kurzweilig und anekdotisch erzählt. Doch neben dem Was wünschte ich mir an vielen Stellen auch eine bessere Einordnung hinsichtlich des Warum und Wodurch.

Goethezeit in Zahlen

Der Anhang verfügt über einen ausgezeichneten Überblick zur Goethezeit in Zahlen: Hier sind Bevölkerungsdaten, Maßeinheiten, Einkommen, Preise usw. detailliert und übersichtlich zusammengestellt.