Auch nicht gerade eine Neuerscheinung, Hamlet, von William Shakespeare…. Statt dessen eines der bekanntesten Stücke von einem der bekanntesten Dramatiker der Weltliteratur, das häufiger aufgeführt und interpretiert wurde als (fast?) alle anderen.
Shakespeare und ich
Selber hatte ich Hamlet bisher noch nicht gelesen, an der Schule wurde er nicht behandelt, im Theater nicht aufgeführt, als ich hätte hingehen können. Nicht einmal gereizt hatte er mich, da ich gegenüber den meisten Bestsellern eine ausgeprägte Grundskepsis zu haben scheine. Ausgelöst wurde meine Neugier dann von einer biographisch ausgerichteten Dokumentationsserie der BBC „In search of Shakespeare“ von Michael Wood – die im übrigen tatsächlich ganz ausgezeichnet ist.
Der Plot und die Stärken des Stücks
Vorweg gesagt: Den Plot finde ich nicht besonders überzeugend. Da sind die Griechen, besonders Sophokles, besser. Daß in der letzten Szene praktisch alle Hauptdarsteller tot darniedersinken, na ja. Der Wahnsinn Hamlets? Nicht besonders gut motiviert. Die Tötung von Polonius? Passt nicht zum Charakter Hamlets.
Trotzdem bin ich froh, das Stück gelesen zu haben.
Zwei Gründe hierfür:
- die Figur Hamlets, einer der ersten Melancholiker der Bühnengeschichte, ein Held, der nicht gerne handelt, ein Denker und Grübler, der nicht klar kommt mit dem, was das Leben ihm so einbrockt. So zögerlich, dass das Gespenst seines Vaters ihn sogar noch ein zweites Mal drängen muss, ihn endlich zu rächen.
- die Sprache Shakespeares. Zwar gibt es etliche Passagen, für die mein Englisch nicht gut genug ist (und bei denen mir, zugegeben, auch die Übersetzung von Schlegel nicht hilft, dem es anscheinend ähnlich ging). Deutlich überwiegen aber die Reden und Sätze, die so subtil auf den Punkt formuliert sind – so überraschend mit Metaphern operieren – die das Leben so in seiner Unverständlichkeit erscheinen lassen – die man sich so unbedingt merken möchte -, dass man nur sprachlos zurück bleibt.
Nicht zuletzt: Wer die Fatalität, das zutiefst Unzivilisierte von Rache und Ehrenmorden vorher noch nicht wahrgenommen hat, dürfte nach Hamlet davon geheilt sein.
The rest is silence.