Der kleine Gedicht-Band ist Ilse Helbichs erster und wird wohl ihr letzter bleiben.
Die Autorin wurde 1923 in Wien geboren. Im Alter von 80 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Roman. „Im Gehen“ ist ein kleines Buch über das Fortgehen, über das Aus-dem-Leben-Gehen, ein paar Blicke über die Schulter sind kostbaren Erinnerungen gewidmet.
„Wenn ich jetzt in einem Schubkarren säße und
einer schöbe mich den dämmrigen Weg entlang.
Rollen und Rütteln
und Wiegen.
Blätter streicheln die Wange.
Ich möchte gerne wissen, wer
mich schweigend dahin fährt,
aber ich wende den Kopf nicht.
Er ist ja da.
Mein schwieriges Gehen.“
Die Gedichte wirken erstaunlich modern. Hin und wieder scheint ein Wort wie ein Stock in die Speichen geworfen zu sein: Es knirscht dann für mein Gefühl im Gedicht.
„Man kennt Ilse Helbich als kluge, unsentimentale Chronistin des hohen Lebensalters, als die Autorin präziser und gleichwohl poetischer Erinnerungen, unabhängig und unerschrocken das Leben dort dokumentierend, »wo sich ein Jenseits ins Dasein mogelt« (Susanne Mayer, Die Zeit). Sie hat aber auch, Mitte der 70er Jahre beginnend, immer wieder Gedichte geschrieben – aus denen sie nun erstmals eine Auswahl an die Öffentlichkeit bringt. Es sind »frühe Gedichte« (1975 bis Mitte der 80er Jahre) und solche, die in den letzten zwanzig Jahren entstanden sind und also ihr aktives Schriftstellerinnen-Leben begleitet haben“. (Quelle Dorschl Literaturverlag)
Vor einiger Zeit habe ich „Das Haus“ von Helbich gelesen und diesen autobiografisch gefärbten Text sehr genossen: klug, aber nicht altersweise.
„Es ist gesagt, was zu sagen war. Das Andere, das jetzt ist, entzieht sich den Worten.“ So endet „Im Gehen“.
Weitere Bücher zu Alter, Moder für nicht mehr junge Damen und über Sterben und Tod empfehlen wir bei Buch-und-Sofa in unserer Rubrik „Älter werden“.