Cuentos hispanoamericanos. Hrsg. von Monika Ferraris

Als ich diesen bei Reclam in der Reihe „Fremdsprachentexte“ erschienenen Band mit Erzählungen hispano-amerikanischer Autoren gesehen habe, habe ich mich gefreut. Immerhin hatte ich von einigen der Autoren bereits gehört und sogar zum Teil schon etwas von Ihnen gelesen. Gabriel García Márquez, Mario Vargas Llosa und Isabel Allende zählen ja auch in Deutschland zu den geläufigeren und umfassend übersetzten Autoren.
Andererseits gab es auch einige vollständig unbeschriebene Blätter: Horacio Quiroga oder Alejo Carpentier beispielsweise sind mir vorher noch nicht begegnet.

Also habe ich mich ans Lesen gemacht und wieder einmal die Vorteile dieser Fremdsprachentexte genossen, bei denen die etwas obskureren spanischen Vokabeln jeweils in der Fußzeile erklärt werden. Mit passablen Spanisch-Vorkenntnissen kommt man recht flüssig voran. Die Sprache stellt sich dem Lesevergnügen nicht in den Weg – im Gegenteil, das Lesen im Original macht deutlich, wie wenig adäquat oft Übersetzungen sind.

Neben den Vokabelhilfen bewährt sich auch der Anhang mit kurzen biographischen und bibliographischen Darstellungen zu den einzelnen Autoren, die allesamt vor allem im 20. Jahrhundert geschrieben haben.

Die Erzählung, die mich am meisten überrascht hat, stammt von Carlos Fuentes und erschien 1954 in seinem Buch „Los días enmascarados“. Der Titel der Erzählung – Chac Mool – bezieht sich auf einen Typus präkolumbianischer mittelamerikanischer Skulptur:

Der Erzähler beschreibt in seinem Tagebuch die Erlebnisse mit einem solchen Chac Mool, den er selber gekauft hat. Ziemlich unheimlich, sehr spannend. Folgerichtig der Schluss-Satz:
„Dígale a los hombres que lleven el cadáver al sótano.“

Und wenn wir schon bei Gruselgeschichten sind: „El almohadón de pluma“ von Horacio Quiroga kann da sehr gut mithalten…:
„Murió, por fin. La sirvienta, que entró después a deshacer la cama, sola ya, miró un rato extrañada el almohadón.
– ¡Señor! – llamó a Jordán en voz baja -. En el almohadón hay manchas que parecen de sangre.“
Sieht man dem Autoren allerdings auch an…
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