Die Geschichte des Buches in 100 Büchern: 5000 Jahre Wissbegier der Menschheit. Roderick Cave und Sara Ayad

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Als Übersetzung einer Veröffentlichung der British Library gibt es nun auch in deutsch ein wirklich interessantes und auch empfehlenswertes Buch zur Geschichte des Buches.

Exzellent sind zwei Aspekte: die Auswahl der 100 Bücher und die Illustrationen.

Die Auswahl ist ausgesprochen ungewöhnlich, da sehr umfassend. Von der Vorgeschichte (!) bis zur Gegenwart werden alle Erdteile außer der Antarktis nicht nur mit „normalen“ Bücher, sondern auch in Quipus, sulawesischen Lontars und beschrifteten Knochen behandelt. Und auch Randerscheinungen wie die „Roten Bücher“ des Landschaftsgestalters Humphrey Repton mit ihrer eindrucksvollen Darstellung von vor/nach der Umgestaltung der Landschaft oder Playfairs „Commercial and Political Atlas“, in dem erstmals Kuchendiagramme ihre Verwendung finden, tauchen unter den 100 Büchern auf.

Ebenfalls ungewöhnlich und hilfreich ist, dass nicht – wie meist – bevorzugt Spitzenexemplare behandelt werden, sondern eher  Bücher, über die sich vieles zur Geschichte des Buches erschließen lässt. Gute Beispiele hierfür sind

  • das Laborbuch von Chester Carlson mit dem Eindruck zu seiner Erfindung des elektrostatischen Druckverfahrens für Kopierer von Xerox
  • Der Roman „El jardín de senderos que se bifurcan“ von Jorge Luis Borges, anhand dessen nicht nur die Bedeutung von Bibliotheken, sondern auch die des beginnenden Informationszeitalters beleuchtet werden.

Ergänzt wird diese sehr überzeugende Auswahl der 100 Bücher durch viele, qualitativ hochwertige und vor allem aussagekräftige Illustrationen, die das Buch optisch zu einem Vergnügen machen.

Wermutstropfen: Für jedes der 100 Beispielbücher gibt es nur zwei Seiten, von denen viel Platz für die Illustrationen verwendet wird und meist nur eine halbe Seite für Text übrig bleibt. Dies führt dazu, das etliche Aspekte in der Kürze letztlich kryptisch bleiben, auch durch das oft zu oberflächliche Glossar nicht ausreichend erläutert werden und das geweckte Interesse beim Leser immer wieder einmal unbefriedigt bleibt.

Leseprobe zum „Großen Kanon des Ming-Kaisers Yongle“ (Yongle Dadian), einer extrem umfang- und einflußreichen Enzyklopädie aus den Jahren 1403-1408:

„Kurz nach seiner Thronbesteigung gab Kaiser Yongle 1403 eine umfassende Edition sämtlicher Wissensbereiche von Religion über Wissenschaft, Technik, Astronomie, Medizin und Landwirtschaft bis hin zu Theater, Kunst, Geschichte und Literatur in Auftrag. Mehr als 2000 Gelehrte bearbeiteten in fünfjähriger Tätitgkeit über 8000 Texte. Für die Sammlung (…) verwendeten die Schreiber über 370 Millionen Schriftzeichen und füllten damit mehr als 11 000 Bände. (…) es wurden lediglich zwei Handschriften angefertigt. (…) Im Laufe der folgenden (…) Jahre wurden die (…) Handschriften durch Brände, Kriege und Plünderungen auf einen kläglichen Rest von 400 Bänden reduziert, die heute auf Bibliotheken und Museen der ganzen Welt verteilt sind.“

Gelesen habe ich die deutschsprachige erste Auflage von 2015. Die englische Originalausgabe erschien 2014.