Eine Geschichte des Backsteins und der Backsteinarchitektur: Warum nicht… Die Weltgeschichte der Bibliothek war schließlich auch sehr gut….
Nach dem Lesen des Buchs und Betrachten der Illustrationen: Man kann tolle Sachen machen mit Backstein – unter Anderem ein solches Buch produzieren!
James Campbell, Architekt und Architekturhistoriker am Queens‘ College in Cambridge (England), und der Fotograf Will Pryce, spezialisiert auf Architekturfotografie, sind ein durchaus maßloses Projekt angegangen, eine Weltgeschichte des Backsteins, maßlos wie die Zahl bisher verbauter Backsteine.
Komplett gelungen ist ihnen das natürlich nicht, dafür ist die Geschichte zu lang, die Welt zu groß und der Backstein zu allgegenwärtig.
Ein beeindruckendes, abgerundetes, umfassendes und anregendes Buch haben sie geschrieben. Es ist chronologisch aufgebaut, beginnend ca. 10.000 v.Chr., mit Ausblick in die Zukunft, mit Architekturbeispielen aus Asien, Afrika, Nordamerika und Europa. Herstellung und Zusammensetzung von Backsteinen und Mörteln im Zeitverlauf werden adressiert, die Technik des Backsteinbaus, sozialgeschichtliche Aspekte dieser Handwerke und vor allem natürlich die Architekturen, die sich aus Backsteinen haben bauen lassen.
Die gewählten Beispiele sind gut und nachvollziehbar. Hierzu gehören Bauwerke wie die Zigurats in Mesopotamien, die große Mauer in China, das Rathaus in Siena, die Tempel von Pagan, die Kathedrale von Evry, die Kuppel des Doms in Florenz, Backsteingotik der Hanse, der Spaarndammerbuurt-Komplex in Amsterdam, das Chrysler Building in New York.
Die Illustrationen sind durchweg ausgezeichnet.
Die Texte geben einen recht guten Überblick über Epochen und einzelne Beispiele, reißen wichtige und spannende Themen an, zeigen Entwicklungslinien und -brüche auf. Zugleich sind sie die Achillesferse des Buchs. In der Kürze erschließt sich nicht jeder Absatz. Und das Lektorat hat bestimmt nicht alles gelesen (oder es ist ein seltener Fan gelegentlicher anakoluthischer Syntax….).
Dieser kleine Mangel wird aber wieder locker ausgeglichen durch die bibliographischen Hinweise, die ein weiteres gezieltes Tieferlesen ermöglichen.
In Summe: Sehr zu empfehlen, erst recht für den überschaubaren Preis, der für die gerade erschienene Ausgabe in Kompaktformat bei Thames & Hudson verlangt wird.