Library: An Unquiet History. Matthew Battles

Viele interessante Geschichten und Anekdoten zur Geschichte der Bibliothek und Bedeutung von Büchern, die ich noch nicht kannte – auch durchaus interessant und unterhaltsam geschrieben – dennoch kein enthusiastisches „Das Buch sollte man gelesen haben“.

Zunächst die guten Seiten:
Gleich als Leseprobe eine Partie zu den Büchern, die mittelalterliche Bibliotheken in Europa im Fundus hatten:
„Augustine’s works make up the bulk of the typical medieval library – after the Bible, of course. (…) The preponderance of Augustine’s books (…) strikes the modern reader as fairly preposterous: (…) observes that ‚the library of Lorsch in the tenth century had 98 volumes of Augustine out of a total of 590 (…), and the monastery of St. Maurice at Naumburg at the same period had 98 manuscipts of Augustine out of 184 in the Library.'“

Andere Beispiele faszinierendern Geschichten: Die Bedeutung von Robert Bentley oder auch Melvil Dewey für die Entwicklung der Rolle von Bibliothek und Bibliothekar; die Zerstörung der Bibliothek von Löwen durch die deutsche Armee im ersten und zweiten Weltkrieg; eine Blütezeit der Universitäten während der muslimischen Umayyaden und Abbasiden. Hierzu auch ein kurzes Zitat:
„According to the historian Ibn al-Abar, the catalog of al-Hakim’s library (Anmerkung: in Cordoba) ran to forty-four volumes, and the books themselves numbered between 400,000 and 600,000 – two or three books for every house in the city, and a stunning achievement at a time when even the largest European libraries numbered in the mere hundreds of volumes.“

Und auf der kritischen Seite?

Vielleicht bin ich nicht enthusiastisch, weil manche Geschichte zu lang erzählt wird, wie zum Beispiel die über den „Kampf der Bücher“ bei Jonathan Swift/William Temple. Oder es hat damit zu tun, dass – wie in vielen anderen amerikanischen Büchern – quasi ausschließlich amerikanische Wissenschaftler der heutigen Zeit zu Wort kommen. Oder Battles bleibt zu stark im Anekdotischen zu Lasten der großen Linien und Entwicklungen.

Dennoch, ein guter Schmöker für zwischendurch ist das Buch allemal, auch als Ergänzung zum an anderer Stelle empfohlenen Buch über die Architektur von Bibliotheken. Und Battles ist selbst auch nicht der Meinung, durch dieses Buch für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen werden zu müssen, wenn er es in die „Z class“ einsortiert, „which holds the following: ‚Books (General). Writing.P aleography. Book industries and trade. Libraries. Bibliography.'“ Und weiter: „The Z class and its neighbors are among those least frequently visited by readers, and the sound of my footfalls on the marble is joined only by the nearly subliminal buzz of the lighting above.“

Gelesen habe ich die Taschenbuchausgabe von 2004. Eine deutsche Übersetzung gibt es nicht.