El informe de Brodie. Jorge Luis Borges

Jorge Luis Borges gilt als einer der besten Schriftsteller Argentiniens. Er ist auch in Deutschland recht bekannt und geschätzt. So arbeitet denn auch der Hanser-Verlag an einer zwölfbändigen Werkausgabe (20 Bände als Taschenbuch) von ihm in deutscher Sprache.

Gelesen habe ich eine Sammlung von Erzählungen unter dem deutschen Titel „David Brodies Bericht“, die 1970 erschienen ist.

Sparsam schreibt Borges: lieber ein Wort weniger als ein Wort zu viel. Und von bodenständiger Sorgfalt: die richtigen, unmarinierten Worte an der richtigen Stelle. Und mit Distanz: Emotional aufgeladen oder gar spannend sind die Erzählungen nicht.
Gerne und häufig verwendet er den Topos, dass der Erzähler etwas wiedergibt, was er aus einer anderen Quelle gehört oder gelesen hat. Dabei erwähnt er dann auch gerne, ob diese Quelle vertrauenswürdig ist und ob er selber etwas geändert hat.
Offensichtlich sind seine Erzählungen nicht: Als Leser muss (und kann) man sich seine eigenen Gedanken darüber machen, warum Borges diese Erzählung geschrieben hat oder warum sie relevant ist. Dadurch sind sie durchaus ein wenig  geheimnisvoll.
Und belesen ist Borges. Das merkt man besonders an der namensgebenden Erzählung „El informe de Brodie“, die deutlich von Swifts Gullivers Reisen inspiriert ist, aber sicher auch in der Tradition der „Wahren Geschichten“ von Lukian steht.

Für mich ist Borges ein Autor, den man gut in Übersetzung lesen kann, da seine Sprache so präzise und unprätentiös ist. Gelesen habe ich eine spanisch-sprachige Taschenbuchausgabe von 1980.

Leseprobe aus der Titelerzählung zur Sprache der Yahoos:
„El idioma es complejo. No se asemeja a ningún otro de los que yo tenga noticia. No podemos hablar de partes de la oración, ya que no hay oraciones. Cada palabra monosílaba corresponde a una idea General, que se define por el contexto o por las visajes. La palabra nrz, por ejemplo, sugiere la dispersión o las manchas; puede significar el cielo estrellado, un leopardo, una bandada de aves, la viruela, lo salpicado, el acto de desparramar o la fuga que sigue a la derrota. (…) Pronunciada de otra manera o con otros visajes, cada palabra puede tener un sentido contrario. No nos maravillemos con exceso; en nuestra lengua, el verbo to cleave vale por hendir y adherir.“
In der englischen Übersetzung von Andrew Hurley von 1998:
„Their language is complex, and resembles none other that I know. One cannot speak of „parts of speech“, as there are no sentences. Each monosyllabic word corresponds to a general idea, which is defined by ist context or by facial expressions. The word nrz, for example, suggests a dispersion or spots of one kind or another: it may mean the starry sky, a leopard, a flock of birds, smallpox, something splattered with water and mud, the act of scattering, or the flight that follows defeat. (…) Pronounced in another way, or with other facial expressions, it may mean the opposite. We should not be overly surprised at this: in our own tongue, the verb to cleave means to rend and to adhere.“