Dieses im Jahr 2014 erschienene Buch habe ich zufällig in einem Buchgeschäft entdeckt und fand den Buchtitel sehr einladend.
Dieser Eindruck bestätigt sich: Gut und flüssig zu lesen, immer interessant, sogar gelegentlich spannend – ich habe mich auf jedes weitere Kapitel gefreut. Gute Balance zwischen wissenschaftlichem Anspruch (der Autor ist als Professor in London ausgewiesener Experte für Geschichte, Medizingeschichte und das französische 18. Jahrhundert) und Verständlichkeit auch für den interessierten Laien. Wenn man unbedingt kritteln möchte: Einige wirklich kleinere Wiederholungen hätte ein richtig sorgfältiges Lektorat vielleicht vermeiden können helfen.
Und vor allem der Inhalt:
Im westlichen Europa schon seit der Antike ist Lächeln in den besseren Kreisen nicht gut angesehen. Vordergründig liegt dies am moralischen Verhaltenskodex, der sang froid, stiff upper lip und ähnliches vorsieht. Nicht zuletzt trägt aber auch dazu bei, dass Zähne oft schlecht sind oder gar komplett fehlen und dass die generell eher mäßige Zahnhygiene ebenfalls ein Öffnen des Mundes nicht empfehlenswert macht…: Viele Menschen haben mit Anfang 30 bereits keine Zähne mehr.
Gegen Ende der Regierungszeit von Ludwig XIV. bekommt dann aber das Lächeln eine unerwartete Chance. Rousseau, Voltaire in Frankreich, aber auch Richardson in England und die gesamte Literatur der Empfindsamkeit werten das Lächeln als positives Zeichen des Charakters auf. Die in Paris aufkommende Zahnmedizin mit besserer Zahnbehandlung und ersten akzeptablen Zahnprothesen ermöglichen, beim Lächeln sogar weiße Zähne blitzen zu lassen.
Allerdings lässt die Französische Revolution mit Aufkommen des Terrors das Lächeln doch wieder erstarren. Auch Zahnärzte verlassen lieber das Land und wandern aus. Erst im 20. Jahrhundert erlebt das Lächeln – besonders das mit den weißen Zähnen – eine Renaissance mit Start in den USA, wohin sich auch die Zahnmedizin zurückgezogen hatte.
Diese Geschichte erzählt Colin Jones anhand von zwei Gemälden: einem Porträt Ludwigs XIV. von Rigaud in Pomp und Ornat, aber offenbar ohne Zähne und ohne Lächeln sowie einem Selbstporträt von Vigée-Le Brun mit ihrer Tochter und einem Lächeln im Gesicht, das damals bei seiner ersten öffentlichen Ausstellung einen Skandal auslöst.
Wer gerne quer auf die Geschichte schaut, hat an diesem Buch bestimmt viel Freude.