Naokos Lächeln. Haruki Murakami

Vor fast 30 Jahren, 1987, erschien der fünfte Roman von Haruki Murakami, sein Titel: ノルウェイの森 (Noruwei no mori), auf Englisch: Norwegian Wood, auf Deutsch: Naokos Lächeln. Dieses Buch etablierte den Ruhm und die Verehrung Murakamis bei der (nicht nur) japanischen Jugend.

Sinn und Unsinn deutschsprachiger Buchtitel kommentiere ich in diesem Fall nicht. Nur soviel: Der Bezug auf das gleichnamige Lied der Beatles erschließt sich auf japanisch und englisch unmittelbarer.

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Murakami, geboren 1949, ist ein Garant hoher Verkaufszahlen. Seine Romane sind in mehr als 50 Sprachen übersetzt, etliche verfilmt; er selbst ist vielfach preisgekrönt. Artikel auf Wikipedia über ihn gibt es sogar in fast 70 Sprachen – hier der Link zu einer ebenso kurzen wie graphisch gelungenen Variante für all diejenigen, die einmal eine neue Sprache ausprobieren wollen.

In diesem Roman geht es um Verlust, Orientierungslosigkeit, Beziehungen, vielleicht um Liebe, jedenfalls um Sex, auch Selbstmord im Japan der späten 60er Jahre.

Murakami schreibt flott, eher umgangssprachlich (zumindest in der Übersetzung) und unprätentiös. Die Atmosphäre ist oft etwas surreal und leicht geheimnisvoll. Er verwendet meist einen nicht-allwissenden Ich-Erzähler. Rückblenden sind ein sehr beliebtes Element. Sexszenen werden relativ regelmäßig, ohne dabei in irgendeiner Weise sparsam zu sein, eingestreut.

Ich muss gestehen, bei mir ist kein Funke übergesprungen. Zu lässig geschrieben, zu lang, zu flach und platt, zu sehr auf Wirkung ausgerichtet, zu wenig spannend, die Charaktere trotz vieler Details zu scherenschnittig und durchsichtig. Dass Murakami angeblich immer wieder für den Literatur-Nobelpreis gehandelt wird, erschließt sich mir nur aus den Verkaufszahlen. Andererseits: Vielleicht sind seine anderen Werke deutlich besser. Oder: Es geht gar nicht um literarische Qualität. Und auch: Ich kann es nicht beurteilen, denn ich habe den Roman nicht bis zum Ende gelesen….

Eine beliebige, aber durchaus typisch-seicht-plätschernde Leseprobe aus der englischen Übersetzung (in der ich gelesen habe):
„Reiko gave a deep sigh (…), then folded her hands on her knees.
‚This will be your bed,‘ she said, patting the sofa. ‚We’ll sleep in the bedroom, and you’ll sleep here. You should be all right, don’t you think?‘
‚I’m sure I’ll be fine.‘
‚So, that settles it,‘ said Reiko. ‚We’ll be back around five. Naoko and I both have things to do until then. Do you mind staying here alone?‘
‚Not at all. I’ll study my German.‘
When Reiko left, I stretched out on the sofa and closed my eyes. I lay there steeping myself in the silence (…).“

Keine Empfehlung also. Wird aber den Bestseller-Zahlen nicht schaden.