In “Outsiders” von Lyndall Gordon geht es um fünf englischsprachige Autorinnen aus zwei Jahrhunderten, die alle auf höchst individuelle Weise dazu kamen, sich zu äußern. Eine Stimme finden, öffentlich zu sprechen, raus aus dem Privaten: darum geht es.
Zunächst war ich skeptisch, ob wohl derart unterschiedliche Autorinnen genügend Gemeinsamkeiten haben würden, die ihre Zusammenschau in einem Buch rechtfertigen würde. Die Autorinnen, die Gordon sich vornimmt, sind:
- Mary Shelley
- Emily Bronte
- George Eliot
- Olive Schreiner
- Virginia Woolf.
Raus aus der Privatsphäre
Erstaunlicherweise funktioniert diese Zusammenstellung tatsächlich: Alle fünf Frauen sind unter Rahmenbedingungen aufgewachsen, die es unwahrscheinlich machten, dass diese Mädchen einen anderen Weg gehen würden, als Ehefrauen und Mütter zu werden, die als private Personen ihr Leben verbringen würden. Dass sie in die Öffentlichkeit gehen würden mit Themen, deren Wichtigkeit für sie eigene Gedanken, eine Ausdrucksform für diese, Engagement mit sich bringen würde, war die große Leistung, die die Lebensentwürfe dieser fünf Frauen verbindet.
„As writers, they made the outsider identity their own and wrote their novels of genius. They came, they saw and left us changed.”
Eine eigene Stimme finden
Die Wohlanständigkeit einer Frau war über die Jahrhunderte wesentlich für ihre Sicherheit innerhalb des gesellschaftlichen Kontexts. Jede der fünf Autorinnen verlor ihren guten Ruf. „Outsiders“ skizziert die unterschiedlichen Wege, wie dies geschah und zu welchem Zweck. Hierbei zeigt Gordon die damit verbundenen Belastungen ebenso auf wie die sich eröffnenden Perspektiven. Auf ihre jeweils ganz unterschiedliche Art, thematisieren sie alle häusliche und System-bedingte Gewalt und sprechen sich vehement gegen diese aus.
Die Öffentlichkeit ansprechen
Gordon begleitet die Autorinnen dabei, wie sie in den Rollen von Prodigy (Mary Shelley),Visionary (Emily Bronte), Outlaw (Georg Eliot), Orator (Olive Schreiner) und Explorer (Virginia Woolf) ihre Botschaften an die Öffentlichkeit brachten.
„Outsiders“ besteht aus fünf Kapiteln, je eines zu den fünf Autorinnen. Davor leitet ein Vorwort in das Buch ein, einNachwort fasst Lyndall Gordons Analysen unter der Überschrift „The Outsiders Society“ zusammen.
„We have long known the greatness of these five as individual writers, but here we have looked at them collectively. (…) These outsiders do not make terms with our violent world; they do not advance themselves by imitation of the empowered. (…) these voices say no to arms and patriotism. “For”, the outsider will say, “in fact, as a woman, I have no country. As a woman I want no country. As a woman my country is the whole world.””
Ich kann das Buch allen Interessierten an englischer Literatur sehr empfehlen. Weitere Bücher von Lyndall Gordon, die wir in Buch-und-Sofa bereits besprochen haben.