The world of S J Perelman

John Careys beste Bücher des 20. Jahrhunderts hatten mich – wärmstens empfehlend! – auf Perelman aufmerksam gemacht: Einer der witzigsten Autoren überhaupt sei er!! Also habe ich mir diesen Band zugelegt als Best-of. Das Cover hätte mich warnen sollen: „Introduction by Woody Allen“…

Sidney Joseph Perelman (1904 – 1979) schrieb als Humorist viel für den New Yorker und wurde auch als Drehbuchautor der Marx-Brothers bekannt.

Der von mir zum Teil gelesene Sammelband bietet einen Überblick über seine gesamte literarische Schaffensperiode ab den 30er Jahren, allerdings jeweils ohne das Erscheinungsdatum zu nennen. Warum dies weg gelassen wurde, erschließt sich mir nicht.

Alle Erzählungen, Kurzgeschichten, Sketche zeugen von großer Intelligenz, ausgezeichnetem Sprachgefühl und noch größerer Fähigkeit zu Selbstironie. Gelungen sind sie schon irgendwie. Nur witzig finde ich die meisten nicht. Das kann aber auch an mir liegen…

Am Besten gefallen mir seine Beiträge, in der er sich mit Formulierungen der Werbung beschäftigt, indem er sie in echte, erfundene Dialoge einbaut:
(Scene: The combination cellar and playroom of the Bradley home in Pelham Manor. Mr. and Mrs. Bradley and their two children, Bobby and Susie, are grouped about their new automatic oil burner (…))
BOBBY – Oh, Moms, I’m so glad you and Dads decided to install a Genfeedco automatic oil burner and air conditioner with the new self-ventilating screen flaps plus finger control! It is noiseless, cuts down heating bills, and makes the air we breathe richer in vita-ray particles!
SUSIE – Think of it! Actual experiments performed by trained engineers under filtered water prove that certain injurious poisons formerly found in cellars are actually cut down to thirty-four percent by switching to Genfeedco!
MR. BRADLEY (tonelessly) – Well, I suppose anything’s better than a heap of slag at this end of the cellar.
MRS. BRADLEY – Yes, and thanks to Buckleboard, the new triple-ply, satin-smooth, dirt-resisting wall plastic, we now have an ugly little playroom where we can sit and loathe each other in the evening.“

Aber wie gesagt, ganz holt mich das alles nicht ab…

Pure pleasure: A guide to the 20th century’s most enjoyable books. John Carey

Warum sollte man sich nicht inspirieren lassen von den Lese-Empfehlungen eines Englisch-Professors, der ein Faible für lesbare Bücher hat? Besonders wenn die Worte „pleasure“ und „enjoyable“ dabei fallen? Dachte ich und bestellte „Pure pleasure: a guide to the 20th century’s most enjoyable books“ von John Carey, dessen Autobiographie ich schon an anderer Stelle wärmstens empfohlen habe.

Der Verlag hat’s nicht richtig gut gemeint mit Carey: Der Einband passt gar nicht zu „pleasure“ und „enjoyable“…

Zum Glück macht das der Inhalt wett. Insgesamt 50 Werke stellt Carey vor, chronologisch sortiert, nicht nur (aber vor allem) englische Texte, nicht nur (aber vor allem) Belletristik, (fast) immer auf drei Seiten, meistens (aber nicht ausschließlich) nicht die Werke, an die man sowieso denkt, sondern die etwas unbekannteren Meisterwerke aus der zweiten Reihe. Von James Joyce „A portrait of the artist as a young man“ gehört dazu, George Orwells „Coming up for air“, Seamus Heaneys „Death of a Naturalist“, Thomas Manns „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“.

Die Auswahl ist anregend: Nicht alle Werke kenne ich, von manchen hatte ich noch nicht einmal gehört (z.B. Chestertons „The man who was Thursday“), auch einige Autoren waren mir nicht geläufig (z.B. S.J. Perelman). Man wird zum Lesen inspiriert, denn Carey hat großes Geschick darin, das Besondere herauszuarbeiten, einzelne Facetten und Zitate funkeln zu lassen. Das Lesen macht Spaß, denn Carey kann schreiben.

Zwei Einschränkungen dennoch: Nicht alle Bücher würde ich unter „Pure pleasure“ einsortieren, da sie inhaltlich gar zu biestig sind (z.B. Ian McEwans „The cement garden“). Und die Beiträge sind nicht alle auf demselben hohen Niveau. Diese Einschränkungen sind aber schon etwas nickelig und sollen die Empfehlung nicht dämpfen.

Ein Beispiel des Carey-Funkelns zu Elizabeth Bowens „The house in Paris“:
„Her dialogues are (…) compunded of terse, brainy rhetoric like an intellectual game. She keeps producing sentences that you want to learn by heart to help you understand life better. It is true that she could not write as she does of she had not read Henry James first. But she goes beyond her Mentor. He is James plus sex. Besides, James was male, by and large, whereas Bowen is female to her fingertips, and knows things men do not. Perhaps that is why men tend not to read her. It is also why they should.“