London: City of Sin – London and its Vices. Catharine Arnold

London ist die Stadt der Sünde, Paris dagegen die Stadt der Liebe. „City of Sin“ erzählt die Geschichte der Prostitution in London von römischer Zeit bis in die Gegenwart.

Viele Details sind wissenswert und interessant. Wie zum Beispiel, dass für die römischen Bordelle regelmäßig Schiffsladungen junger Frauen aus dem ganzen römischen Reich an der Themse anlegten. Oder, dass zunächst die Gegend rund um die heutige Southwark Cathedral das „Rot-Licht-Viertel“ war, später Covent Garden, danach Haymarket. Oder, dass das Geschäft mit der Prostitution Jahrhunderte lang in Frauenhänden lag, was sich erst änderte, als ein Gesetz es Prostituierten verbot, sich zu mehreren unter einem Dach aufzuhalten; damit war der Schutz der Gemeinschaft weg und der Zuhälter wurde nötig. Oder, dass im Mittelalter Bischöfe und Könige Bordelle besaßen und gut an ihnen verdienten.

Arnold beschreibt in ihrem Buch, was getan wurde im Geschäftsfeld Prostitution. Sie erklärt weniger, warum. 333 Seiten über das immer wiederkehrende Was sind dann auch ein bisschen ermüdend… – Ja, Arnold bietet kleine Ansätze von Einbettungen in einen größeren gesellschaftlichen Kontext. So, wenn sie die Leidenschaft der adligen Kunden für Flagellation auf deren frühe Lust-Schmerz-Erfahrungen in Public Schools zurückführt. Aber diese Ansätze sind insgesamt zu zaghaft, zu unsystematisch und zu wenig fundiert.

Außerdem nutzt sie im wesentlichen Quellen von männlichen Personen, während die Stimmen derjenigen, die einen großen Teil der Dienstleistung erbrachten, kaum vorkommen. Die Reflexion derjenigen, die sich prostituierten, ihre Bewertung der eigenen  Lebensumstände und ihres Gewerbes kommt in meinen Augen zu kurz. Eine gute Bewertung des Buchs bietet ein Artikel des Guardian: “ (…) Post-Belle de Jour, this revelation seems far less spicy than it might once have done, but it does add an interesting dimension to Arnold’s book, in that a history of London as locus for the pleasures of the flesh is largely a history of prostitution. Sex and commerce have been intimately entwined in the capital since the earliest accounts, and this thorough, chronological tour of London’s demimonde from the Romans to the present shows that while fashions in public morals may come and go, human nature remains reassuringly predictable when it comes to sexual adventures. (…)“

Bildergebnis für Catherine Arnold

Arnold geht chronologisch- von römischen Lupanarium bis zum Swinging London – vor, bildet hierbei thematische Schwerpunkte: Sie berücksichtigt weibliche und männliche Prostituierte, Kinder, homosexuelle Praktiken und „Perverse Pleasures and Unnatural Lusts“, Bordelle und den Straßen Strich.

Catharine Arnold hat Bücher über das Globe-Theater, Irrenhäuser und Gefängnisse veröffentlicht.

Autobiography of a Geisha. Sayo Masuda

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Welche Rolle spielen Geishas in Japan? Welche gesellschaftliche Position haben sie? Der Beruf der Geisha hat seine Ursprünge in den Alleinunterhalterinnen bei Hof, die es seit dem 17. Jahrhundert in Japan gab. Sie waren Trendsetterinnen der Mode und ab dem 19. Jahrhundert zunehmend Bewahrerinnen der traditionellen Künste.

Die Autobiografie einer Geisha berichtet über das Leben am unteren Ende der Skala. Dort, wo Mädchen unter 10 Jahren von ihren Familien an reichere Menschen ausgeliehen werden , um dort als Kindermädchen zu arbeiten. Dort, wo Mädchen an Geisha-Häuser verkauft werden. Dort, wo Hunger und Schläge zum Alltag gehören und eine Geisha eine Prostituierte ist. Aus der ersten Arbeitsstelle des Kindes ist diese Leseprobe: „As for filling my stomach, I was entirely at the mercy of others for my meals. There was a chipped bowl that they left under the sink in the kitchen into which they put their leftover rice and soup. If there were lots of leftovers, then even with just that one bowl I´d be full; but if nothing had been left, then that was that.“

Die Autorin erzählt, wie sie an ein Geisha-Haus verkauft wird, dort als Novizin in Tanz und Musik Unterricht erhält und zu verstehen versucht, worin die Aufgabe von Geishas besteht. Sie berichtet, dass Geishas in der Regel 10 Jahre lang für das Haus, welches sie gekauft hatte, arbeiteten. In den ersten Jahren gingen all ihre Einkünfte dort hin, später konnten sie die Trinkgelder selbst behalten.

Porträt einer Geisha, die traditionell geschminkt ist

„I did my best to live by that creed of resignation, but in the Geisha business it isn´t just to do as you´re told; you have to make a real effort. To make everyone, everywhere in your presence, feel that you´re sexy requires constant care and attention.“

Sayo Masuda wurde 1925 geboren. Sie ging nie zur Schule und konnte deshalb nicht schreiben. Ein Liebhaber hat ihr die einfache japanische Schrift beigebracht, die Kinder als erstes in der Schule lernen. Sie hat sich, um Geld zu verdienen, bei einem Wettbewerb beteiligt, den ein Hausfrauenmagazin ausgeschrieben hatte. Sie erhielt den zweiten Preis und ihr Text wurde 1957 veröffentlicht. Der im Buch vorliegende Text orientiert sich möglichst eng an dem ursprünglichen japanischen Original-Text, so wie er durch Sayo Masuda formuliert wurde. Die Autobiografie ist chronologisch aufgebaut. Sie beginnt mit der Arbeit des Kindes als Kindermädchen, berichtet von der Ausbildung zur Geisha, der täglichen Arbeit und den Versuchen, auszubrechen und ein anderes Leben aufzubauen.