Jane Austen at Home. Lucy Worsley

Diese neue Biografie zu Jane Austen nimmt ihr Alltagsleben in den Fokus.

 

Wie haben Frauen um 1800 gelebt, wenn sie sich zur besseren Gesellschaft zugehörig fühlten, das Geld aber nicht hatten, um einen entsprechenden Lebensstil zu pflegen? Wie war das Leben zu einer Zeit, in der äußere Details ganz genau für alle nachvollziehbar zeigten, wie gut oder schlecht es um die eigenen finanziellen Verhältnisse aussah? Hierbei gelingt es Worsley, Jane Austens Leben über die Distanz von 200 Jahren verständlich zu machen, ohne diese Distanz naiv zu übersehen.

„While I´ll try to put Jane back into her social class and time, I must admit that I also write as a signed-up „Janeite“(…). Jane´s passage through life, so smooth on the surface, seems sharply marked by closed doors, routes she could not take, choices she could not make.”

Unverheiratete Frau ohne eigenes Einkommen

Jane Austen entschied sich, nicht zu heiraten. Warum? Angebote hatte sie. Worsley beschreibt, wie Austen im eigenen unmittelbaren Umfeld immer wieder sah, wie verheiratete Frauen ein Kind nach dem anderen bekamen, viele von ihnen während einer dieser Geburten starben. Heiraten, so deutet Worsley an, war weit davon entfernt, eine glückliche finanzielle Absicherung zu sein: Der Preis konnte extreme körperliche Belastung sein oder der Tod.

Als unverheiratete Frau ohne ausreichendes eigenes Auskommen war Austen Zeit ihres Lebens von Entscheidungen anderer abhängig und davon, dass Verwandte bereit waren, ihren Lebensunterhalt zu bezahlen. Unabhängigkeit war unter diesen Rahmenbedingungen nicht möglich, Spielräume waren klein. Und es musste um sie gerungen werden. Eine Konsequenz bestand für Austen darin, in mehreren Phasen ihres Lebens kein Zuhause zu haben. So wird nachvollziehbar, warum das fehlende Zuhause, Verlust und Sehnsucht nach einem eigenen Zuhause in ihrem Werk an vielen Stellen thematisiert wird.

Alltagsleben – alltägliche Lebensumstände

Die Autorin zeigt die alltäglichen Umstände im Leben von Jane Austen und spürt mit detektivischem Sinn der Frage nach, wie es der Schriftstellerin möglich war, neben all den Pflichten als Tochter, Schwester, Tante überhaupt zu schreiben. Sie malt das Bild einer entschlossenen, oft bissigen Frau, einer ausgezeichneten Beobachterin, die durch ihren Vater stark gefördert wurde. Deren Verwandtschaft sie schätzte, jedoch nicht recht einsehen mochte, eine Schriftstellerin in ihren Reihen zu haben, deren Werke ein außerordentliches Niveau hatten.

„A sad life, a life of struggle, is at odds with the first impressions given by her books: of a country parsonage on a sunny morning, with roses round the door, a spirited heroine about to meet her life-partner, a fresh romance about to unfold…”.

Bildergebnis für Lucy Worsley

Die Historikerin Lucy Worsley veröffentlichte außerdem: “Cavalier – The Story of a Seventeenth Century Playboy”, “Courtiers – The Secret History of Kensington Palace”, “If Walls Could Talk – An Intimate History of Your Home” und “A very British Murder” sowie die Romane “Eliza Rose” und “My Name is Victoria”.

Diese anderen Bücher zu Jane Austen haben wir bereits in Buch und Sofa besprochen…