Dieses Buch ist eine Warnung. Vor dem Autoren, Boris Johnson.
Von seinem anderen Buch über London und die Personen, die es zu dem gemacht haben, was es ist, war ich ja noch eher positiv überrascht. Dieses Mal ist es umgekehrt.
Boris Johnson beschäftigt sich mit dem römischen Reich, wie und wodurch es groß wurde, wie und wodurch es verschwand. Immer wieder eingestreut vergleicht er das römische Reich mit der europäischen Union. Rom gewinnt immer, denn die Europäische Union macht – nach Meinung Johnsons – eigentlich alles schlechter.
Um mit Positivem zu beginnen
Johnson schreibt auch in diesem Buch flott, unterhaltend, spannend. Geschichten mit Charme erzählen, das kann er. Auch erzählt er über das römische Reich keinen Unsinn.
Etwas ausführlicher zum Rest, dem Negativen
Johnson erwähnt immer wieder, dass er ganz Neues und Unerhörtes über das römische Reich schreibt, dass er versucht, eine gewagte Hypothese mit Fakten zu untermauern. Die große Pose des genialen, mutigen Wissenschaftlers, der sich der Wahrheit zuliebe in Gefahr begibt.
Dagegen ist jedoch alles, was er schreibt, sattsam seit Jahrzehnten (oder länger, er schreibt ja über das römische Reich…..) bekannt. Bahnbrechendes habe ich nirgends gefunden. Statt dessen düst Johnson gerne eher faktenarm auf oberster Ebene durchs Gelände. Und streut gerne pittoreske, etwas reißerische Anekdoten ein – vielleicht ist das der Ersatz für Faktenreichtum?
Erstaunlich ist, dass Boris Johnson sich anscheinend auch dieser wenigen Inhalte nicht recht sicher war – trotz Studiums der Klassischen Philologie in Oxford. Er bemüht deshalb eine große Anzahl von Professoren (die Danksagung an diese Akademiker umfasst beinahe eine Seite!) für die Bestätigung seiner Erinnerung.
Geradezu bedrückend und erschreckend, dass im Vergleich zu allem, was Johnson über die Europäische Union zu wissen und zu verstehen scheint, seine Kenntnisse zum römischen Reich geradezu enzyklopädisch wirken. Alles zur EU ist bei Johnson seicht, parolisch, tendenziös.
Keine Empfehlung also
Das Buch kann ich also nicht empfehlen, außer man möchte mehr über den Politiker Johnson erfahren.