Der Untertitel sagt besser, worum es geht: „Für die sexuelle Revolution der Frauen in der islamischen Welt“. Allerdings ist der Originaltitel besser und weniger reißerisch: „Headscarves and Hymens. Why the Middle East Needs a Sexual Revolution“.
Das Buch von Mona Eltahawy enthält eine Vielzahl belastender Themen in unaufgeregter Sprache. Die Argumentation der Autorin ist sehr nachvollziehbar in ihrer Klarheit.
Inhalte von „Warum hasst ihr uns so?“
Eltahawy schildert anhand vieler Beispiele, wie im Nahen Osten Frauen als Personen im öffentlichen Leben zurückgedrängt und in der Wahrnehmung der Gesellschaften auf „Jungfernhäutchen“ und „Schleier“ reduziert werden. Beide – so Eltahawy – Symbole für die mangelnde Freiheit, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung von Frauen in diesen Ländern. Die Themen ihres Buchs sind
- Einführung zur Verknüpfung von Religion, Sexualität und Frauenfeindlichkeit in „Warum sie uns hassen“
- Zur Rolle von Frauen in den Revolutionen der vergangenen Jahre in „Schwarzer Schleier, weiße Flagge“
- Alltäglichkeit häuslicher Gewalt in „Die erhobene Hand“
- Unterdrückung weiblicher Sexualität in „Der Gott der Jungfräulichkeit“
- Erziehung, Erwartungen der Familien und Alltag von Frauen in Ländern des Nahen Ostens in „Zu Hause“
- Beispiele von Unterdrückung und Aufbegehren dagegen in „Wege durch die Wüste“
- Biografischer Rahmen, Unterstützung durch andere Frauen in „Sprich für dich“
Inhaltliche Aussagen
Eltahawy schildert, wie Frauen in der islamischen Welt darin gehindert werden, ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Wie sie täglich die Zielscheibe von verbaler und körperlicher Gewalt werden, die von ihren Gesellschaften als angemessen akzeptiert wird. Die Autorin begründet dies mit tiefliegender Frauenfeindlichkeit einerseits und mit dem kulturell perfektionierten Trick, Opfer zu Schuldigen zu machen.
Wenig Verständnis zeigt Eltahawy für westliche Kommentatoren, die das Argument der „Kultur“ nutzen, um nicht allzu genau sein zu müssen. So werden Menschenrechte wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Selbstbestimmung relativiert. Plötzlich sollen sie nicht mehr gelten für Frauen in der islamischen Welt. Sie plädiert für Klarheit, die nicht durch scheinbare kulturelle Toleranz getrübt ist: Auch die Tötung einer Frau aus der islamischen Welt ist Mord, auch die Schläge ihres Mannes sind Gewalt.
Die Sprache, in welcher über kulturelle Besonderheiten gesprochen wird, kritisiert sie als verschleiernd:
- Beispiel 1: Im öffentlichen Diskurs wird häufig das Wort „Kinderhochzeit“ benutzt. Statt den rechtlichen Tatbestand zu benennen als sexualisierte Gewalt gegen Kinder, Vergewaltigung und Pädophilie.
- Beispiel 2: Immer noch wird beschönigend über „Beschneidung von Mädchen“ gesprochen, statt über weibliche Genitalverstümmelung.
Die Autorin
Mona Eltahawy ist eine ägyptisch-US-amerikanische Journalistin. Sie beschreibt sich als eine säkulare radikale feministische Muslimin. Im Zentrum Eltahawys journalistischer Arbeit steht die Kritik an der Misogynie in der arabischen Welt: „Wir müssen eine Verbindung ziehen zwischen häuslicher Gewalt, Vergewaltigung in der Ehe, weiblicher Genitalverstümmelung und sexueller Gewalt auf der Straße und all diese Dinge beim Namen nennen, nämlich als Verbrechen gegen Frauen. (…) Es ist Zeit für eine Abrechnung mit unserer Kultur und Religion, mit unseren Militärführern und Islamisten – den zwei Seiten derselben Medaille.“