Auch Federn kann man wiederverwenden. Und so habe ich dieses Buch über Federn, erschienen im Jahr 2011, denn auch zum zweiten Mal gelesen. So etwas tue ich nicht oft und fast nur, wenn ich das Buch in guter Erinnerung habe.
Zugegeben, beim ersten Lesen hat es mir etwas besser gefallen, aber da war ja alles ganz neu und überraschend, so wie wenn man Federn das erste Mal genauer betrachtet, fasziniert davon, dass es so etwas Einfach-Kompliziertes natürlich gibt, etwas so Leichtes und Flexibles, das gleichzeitig so robust und stabil ist.
Thor Hanson, ein schreib-freudiger Biologe, schreibt äußerst lesefreundlich, locker, interessant, witzig, abwechslungsreich. Man merkt ihm die Begeisterung für sein Thema an, so sehr, dass sie sogar überspringt.
Sein Thema behandelt er in allen fedrigen Facetten: Evolution der Feder? Klar. Wachstum, Pflege, Ersatz von Federn? Auch drin. Kulturgeschichte der Feder? Sicher. Die Feder in der Mode? Schon kulturgeschichtlich abgedeckt. Besondere Federvarianten bei besonderen Vögeln? Selbstverständlich. Vergleich mit Versuchen des Menschen, sie nachzubauen? Natürlich. Der Gefahr eines buntgemischten Allerleis entgeht Hanson, indem er geschickt Überkapitel bildet:
- Evolution mit allem zu Fossilien und frühen Vögeln
- Fluff über die Isolier-Eigenschaft der Federn bei Hitze und Kälte
- Flight darüber, wie toll sich mit Federn fliegen läßt
- Fancy behandelt besonders auffällige Gefieder wie das der Paradiesvögel und ist damit unmittelbar bei der Menschenmode
- Function beschreibt u.a. die Feder als Schreibinstrument.
Außerdem bindet er alles dadurch zusammen, dass er immer wieder eigene Erlebnisse einbaut, sein eigenes ganz persönliches Staunen über ein tatsächlich geniales Wunderwerk der Evolution.
Gute Nachricht nebenbei: Seit 2016 gibt es das Buch auf deutsch.
Zweite gute Nachricht – es ist ja Weihnachten: Thor Hanson hat ebenso gute Bücher geschrieben über The Triumph of Seeds: How Grains, Nuts, Kernels, Pulses, and Pips Conquered the Plant Kingdom and Shaped Human History (noch nicht übersetzt) und Buzz: The Nature and Necessity of Bees (ebenfalls noch auf der Warteliste).
Dritte gute Nachricht – kann man ja nicht genug von haben: Es gibt eine beeindruckende deutsche Website mit (fast) allen Federn sehr vieler, nicht nur in Deutschland heimischer Vögel.