Gods and Kings von Dana Thomas: Inhalt dieses flott geschriebenen, spannenden Buchs von Dana Thomas? Auf den Punkt gebracht ist das Thema, wie die heutige Mode-Industrie wurde, wie sie ist. Wer die Player waren, was diese wollten. Und welcher Leistungen von herausragenden Designern sie sich bedienten, um ihre Ziele zu erreichen.
John Galliano und Alexander McQueen
Am Beispiel von John Galliano und Alexander McQueen, zweien der berühmtesten Mode-Designern der späten 80er und 90er Jahre, zeichnet Dana Thomas die Rahmenbedingungen für den Aufstieg zu „Kings“ des Mode-Designs nach und dann den Fall aus ganz größer Höhe.
Mode – vom Familien-Unternehmen zum Mischkonzern
In den 80er Jahren begann Bernand Arnault damit, sich ein Luxus-Konglomerat zusammenzukaufen: LVMH, Louis Vuitton, Moet & Chandon sowie unter anderem Guerlain, Givenchy und Dior. Den Modehäusern Dior und Givenchy ging es wirtschaftlich nicht besonders gut; althergebrachte, traditionelle Leitfiguren der Häuser wurden älter… Arnault schien dies der günstige Moment, in das Luxus-Mode-Segment einzusteigen. Kaum getan, verfolgte er die Strategie Wachstum plus Gewinn-Maximierung. Haute Couture war zuvor immer noch eine stark handwerkliche Profession, die Qualitätsarbeit für eine kleine Kunden-Gruppe lieferte. Arnault ging es darum, Marken aufzubauen, dafür brauchte er Aufmerksamkeit. Diese allein konnte sicherstellen, einen Massenmarkt mit Handtaschen, Parfüm und Lippenstiften zu erreichen. Also? Er stellte die schrägsten, umstrittensten, skandalträchtigsten, begabtesten Talente des Mode-Designs ein: Galliano für Dior, McQueen für Givenchy. Die Rechnung ging auf. Es wurde viel Geld verdient. Arnault war der „Gott“.
Geld, Gestaltungsfreiraum und – Pakt mit dem Teufel?
Den beiden Designern war bewusst, wieweit sie benutzt wurden. Nach einer Kollektion ließ Galliano einen Mitarbeiter auftreten, der eine Marionette mit Gallianos Aussehen an der Hand führte. Die Puppe verbeugte sich und nahm den Applaus entgegen. Späte Kollektionen McQueens trugen zum Beispiel Titel wie „Merry-go-round“ oder „Out there is a jungle“ oder „Widows of Culloden“, mit Verletzbarkeit und Tod als düsteren Themen.
Aufstieg zu ungeheurer Berühmtheit, Leben in Luxus als die „Kings“ der internationalen Mode-Szene, allerdings mit dem Druck, teilweise über 20, in einigen Jahren 32 Kollektionen im Jahr entwickeln zu müssen. Alkohol- und Drogen-Exzesse waren die Folge. „Alexander McQueen is unquestionably the most gifted, influential and innovative fashion designer this country has produced since John Galliano“, so die Mode-Redakteurin des britischen Guardian, Alix Shakey.
2010 erhängte sich Alexander McQueen im Schrank seiner Londoner Wohnung. Galliano wurde 2011 als Chefdesigner von Dior gefeuert, nachdem er im Zustand völliger Betrunkenheit öffentlich anti-jüdische Äußerungen von sich gegeben hatte und dabei gefilmt worden war.
Ein unbedingt lesenswertes Buch für alle, die verstehen wollen, wie es zur heutigen Fast-Fashion Massenmode kam. Ein Muß deshalb nicht nur für Mode-Fans.
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