Alexander McQueen – Savage Beauty. Andrew Bolton

Alexander McQueen Savage Beauty herausgegeben von Andrew Bolton ist der Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung von 2011, eröffnet weniger als ein und ein halbes Jahr nach McQueens Freitod. Diese Ausstellung war die zur damaligen Zeit meistbesuchte Mode-Ausstellung des New Yorker Metropolitan Museums. Kurator der Ausstellung, Andrew Bolton, gelang es, sich durch „Savage Beauty“ einen internationalen Namen als Mode-Kurator zu machen.

Mode als Kunst

Der Ausstellungskatalog thematisiert die Frage, wodurch Mode eine Berechtigung erhalten kann,  als „Kunst“ zu gelten.

Dementsprechend ordnen die Texte Kollektionen McQueens in den Kontext der Kunstgeschichte ein: Sie beleuchten die Quellen und die ästhetische Wirkung. Hierdurch arbeiten sie den Schönheitsbegriff McQueen heraus. Alle Texte von „Savage Beauty“ sind anspruchsvoll und sehr lesenswert. Herausragend sind hierbei das Vorwort von Andrew Bolton und die Einführung von Susannah Frankel. Beide Texte gehören zum intelletuell Anspruchsvollsten, was ich über McQueen bisher gelesen habe. Eine gute Ergänzung stellt das Interview von Tim Blanks mit Sarah Burton dar. Burton beschreibt hierin detailliert die Arbeitsweise McQueens, für deren Umsetzung sie mit verantwortlich war.

„The concept of the Sublime underlies the premise of the exhibition „Alexander McQueen Savge Beauty“, which explores McQueen´s profound engagement with Romanticism. For McQueen, the Sublime provided a connection between Romanticism and Postmodernism, principally expressed through the spectacle of his runway presentations and their aspirations to a heightened, unrestrained emotionalism“, so Bolton.

Keine Models sondern Puppen

Alle Fotos zeigen Designer-Stücke auf Puppen. Diese Darstellungsform wirkt zunächst verfremdend. Andererseits steht nicht das Spektakel einer Kollektion im Vordergrund; nichts lenkt mehr ab vom designten Kleidungsstück. Auf diese Weise werden die auch subtilen Varianten mehrere schwarzer Kleidungsstücke besser wahrnehmnbar und können in ihren Details gewürdigt werden. Ein kluges und anspruchsvolles Buch.

Weiter Bücher zu Alexander McQueen

 

Alexander McQueen Evolution. Katherine Gleason

„Alexander McQueen Evolution“ von Katherine Gleason ist ein großformatiger, wertig aufgemachter Band zu Alexander McQueen. Jede Kollektion wird darin beschrieben, wobei „beschrieben“ schon das passende Wort ist. Texte sind deskriptiv, erzählen, was passiert ist, welche Menschen sich wo gedrängt haben und welche einflussreiche Person was über die Kollektion gesagt hat.

Alexander McQueen: Evolution

Das Wichtigste zu den Kollektionen kurz und knapp

Auf der Rückseite des Umschlags stehen chronologisch aufgelistet alle Shows mit Titel und Datum. Dies ist auch die Gliederung des Inhalts. Pro Show drei bis sechs Seiten. Im Text dann immer: Preise oder andere biografische Eckpunkte, Art der Location, Inspirationsquellen von McQueen für die Show, Musik und Bühnendeko, Kleidungsstücke, Reaktionen des Publikum, Reaktionen der Modepresse.

Bildergebnis für „Alexander McQueen Evolution“ von Katherine Gleason

Fand ich auch interessant, aber auf Dauer ermüdend, da das Stickmuster immer gleich blieb. Am anregendsten sind aus meiner Sicht die vielen ausgezeichneten Fotos, die nicht identisch sind mit den Bilder aus „Alexander McQueen“.

Bildergebnis für „Alexander McQueen Evolution“ von Katherine Gleason

Fazit: „Alexander McQueen Evolution“ ist ein gutes Nachschlagewerk auf die Schnelle und ein gutes Blätter-Buch.

Weitere Bücher zum Thema

Alexander McQueen

Modeindustrie Galliano und McQueen

Thema Mode

Chanel – Couture and Industry. Amy de la Haye

Chanel – Couture and Industry von Amy de la Haye bietet den guten Überblick zu Coco Chanel, den man von einer Professorin für Dress History am Londoner College of Fashion erwarten würde. Geschrieben hat sie das Buch für das Victoria and Albert Museum.

Chanel: Couture and Industry

Der Inhalt

„Chanel“ ist eine kurze Zusammenfassung über Leben und Werk von Gabrielle Chanel (1883-1971) sowie ein Abriss zur Marke Chanel. Das Buch liest sich kurzweilig, ist informativ und schön passend bebildert. Viele inhaltlich Aspekte waren neu für mich.

Die Vorteile

„Chanel“ ist chronologisch gegliedert, die Aufmachung ist übersichtlich. Es berücksichtigt viele Aspekte und stellt dabei auch die Quellenlage gebührend dar: fast keine Eigenzeugnisse, aber viele Menschen die über Chanel geschrieben haben, sie gemalt und fotografiert haben. Viele der beeindruckenden Fotos sind im Buch abgebildet zum Beispiel von Horst P. Horst.

Das Buch zeigt ihre Art, Business zu betreiben, Lippenstift und Parfüm dafür zu nutzen, zusätzliche Einnahmen und Markenbekanntheit zu generieren. Es skizziert den ungeheuren finanziellen Erfolg einer Frau, der nicht in die Wiege gelegt worden war, die Mächtigen und Reichen nicht nur zu kennen, sondern anzuziehen.

Das Nicht-so-Vorteilhafte

Das Buch von de la Haye enthält kaum übergreifende Einordnungen in den historischen Kontext. Es konzentriert sich auf die Person Chanel, deshalb kommt Kontext eher am Rande vor, sogar bei der Modegeschichte. Warum Chanel derart erfolgreich war, bleibt deshalb etwas abgekapselt für sich stehen; Beweise für den phänomenalen Erfolg bietet es, doch wenige Gründe. Die Weltgeschichte, die anderen Designer, die Konsequenzen der wachsenden Modeindustrie bleiben blass. Das letzte Kapitel zu Chanel nach Chanel wirkt wie ein Werbeprospekt für Karl Lagerfeld…

Dennoch ist es ein gutes und vergnügliches Einsteiger-Buch.

Gods and Kings – The Rise and Fall of Alexander McQueen and John Galliano. Dana Thomas

Gods and Kings von Dana Thomas: Inhalt dieses flott geschriebenen, spannenden Buchs von Dana Thomas? Auf den Punkt gebracht ist das Thema, wie die heutige Mode-Industrie wurde, wie sie ist. Wer die Player waren, was diese wollten. Und welcher Leistungen von herausragenden Designern sie sich bedienten, um ihre Ziele zu erreichen.

Gods and Kings. Dana Thomas,. Taschenbuch - Buch

John Galliano und Alexander McQueen

Am Beispiel von John Galliano und Alexander McQueen, zweien der berühmtesten Mode-Designern der späten 80er und 90er Jahre, zeichnet Dana Thomas die Rahmenbedingungen für den Aufstieg zu „Kings“ des Mode-Designs nach und dann den Fall aus ganz größer Höhe.

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Mode – vom Familien-Unternehmen zum Mischkonzern

In den 80er Jahren begann Bernand Arnault damit, sich ein Luxus-Konglomerat zusammenzukaufen: LVMH, Louis Vuitton, Moet & Chandon sowie unter anderem Guerlain, Givenchy und Dior. Den Modehäusern Dior und Givenchy ging es wirtschaftlich nicht besonders gut; althergebrachte, traditionelle Leitfiguren der Häuser wurden älter… Arnault schien dies der günstige Moment, in das Luxus-Mode-Segment einzusteigen. Kaum getan, verfolgte er die Strategie Wachstum plus Gewinn-Maximierung. Haute Couture war zuvor immer noch eine stark handwerkliche Profession, die Qualitätsarbeit für eine kleine Kunden-Gruppe lieferte. Arnault ging es darum, Marken aufzubauen, dafür brauchte er Aufmerksamkeit. Diese allein konnte sicherstellen, einen Massenmarkt mit Handtaschen, Parfüm und Lippenstiften zu erreichen. Also? Er stellte die schrägsten, umstrittensten, skandalträchtigsten, begabtesten Talente des Mode-Designs ein: Galliano für Dior, McQueen für Givenchy.  Die Rechnung ging auf. Es wurde viel Geld verdient. Arnault war der „Gott“.

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Geld, Gestaltungsfreiraum und – Pakt mit dem Teufel?

Den beiden Designern war bewusst, wieweit sie benutzt wurden. Nach einer Kollektion ließ Galliano einen Mitarbeiter auftreten, der eine Marionette mit Gallianos Aussehen an der Hand führte. Die Puppe verbeugte sich und nahm den Applaus entgegen. Späte Kollektionen McQueens trugen zum Beispiel Titel wie „Merry-go-round“ oder „Out there is a jungle“ oder „Widows of Culloden“, mit Verletzbarkeit und Tod als düsteren Themen.

Aufstieg zu ungeheurer Berühmtheit, Leben in Luxus als die „Kings“ der internationalen Mode-Szene, allerdings mit dem Druck, teilweise über 20, in einigen Jahren 32 Kollektionen im Jahr entwickeln zu müssen. Alkohol- und Drogen-Exzesse waren die Folge. „Alexander McQueen is unquestionably the most gifted, influential and innovative fashion designer this country has produced since John Galliano“, so die Mode-Redakteurin des britischen Guardian, Alix Shakey.

Bildergebnis für alexander mcqueen savage beauty

2010 erhängte sich Alexander McQueen im Schrank seiner Londoner Wohnung. Galliano wurde 2011 als Chefdesigner von Dior gefeuert, nachdem er im Zustand völliger Betrunkenheit öffentlich anti-jüdische Äußerungen von sich gegeben hatte und dabei gefilmt worden war.

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Ein unbedingt lesenswertes Buch für alle, die verstehen wollen, wie es zur heutigen Fast-Fashion Massenmode kam. Ein Muß deshalb nicht nur für Mode-Fans.

Weitere Buch-Empfehlungenn zur Mode in Buch-und-Sofa.

Vivienne Westwood. Vivienne Westwood & Ian Kelly

“Vivienne Westwood” ist eine klassische Biografie, die nachzeichnet, wie Vivienne Westwood zu einer der berühmtesten und berüchtigtsten Mode-Designerinnen der Welt wurde. Eigentlich wollte ich das Buch, als es vor vier Jahren erschien, nicht kaufen, weil mir der Preis zu hoch erschien. Eigentlich hatte ich gedacht, dass dies wieder einmal eine jener unerträglichen Ergüsse über eine bekannte Person sein würde. Billig gemacht, flach, vom bekannten Namen zehrend. War alles falsch…

Vivienne Westwood - Vivienne Westwood, Ian Kelly

Das Buch ist gut gemacht, inhaltlich interessant, da es die Hauptakteurin sowie die Modeszene der vergangenen Jahrzehnte darstellt. Kurzweilig lesbar ist es auch. Deshalb bin ich froh, es mit vier Jahren Verspätung nun doch gekauft zu haben.

Die Miterfinderin von Punk

Punk im London der 1970er Jahre entstand durch die Kombination von Kleidung und Musik. Das Zusammenwirken schuf Punk. Und Westwood war DIE Designerin des Punk. Die verschiedenen Namen ihres Ladens in der King’s Road 430 bringen auf den Punkt, worum es ging:

  • Let It Rock
  • Too Fast to Live, Too Young to Die
  • SEX
  • Seditionaries

“”Fashion is alive”, says Vivienne, “because it has to relate to the limited; the limits that are the human body”. (…) But clothes and fashion, even at their angriest and most polemic, were always bound to loop back to pleasure and to sensuality: as Vivienne says, no one enjoys looking crap or looking at crap. The shocking in fashion had to be shocking and attractive to be worn.”

Die Aktivistin

Für mich war es spannend zu erfahren, dass Westwood sich heute mit über 70 Jahren für den Erhalt der Arktis und der Umwelt einsetzt. Zu diesem Zweck verwendet sie große Summen ihres Unternehmenserfolgs, nutzt aber auch das Engagement berühmter Models für ihre Kampagnen. Diesem Thema widmet sich das letzte Buchkapitel.

„Vivienne cares a lot about the planet, but she cares a lot about human rights as well (…) She’s looking to the future.” So Shami Chakrabarti von Liberty.

Biografie und Autobiografie in einem

Das Buch kombiniert biografische und autobiografische Textpassagen: Ian Kelly beschreibt und fasst Wesentliches zusammen, dazwischen kommen Statements von Westwood. Gespickt sind die insgesamt fast 450 Seiten mit vielen Abbildungen und Kommentaren von Freunden sowie Kollegen aus der Modebranche. Ein schönes Buch. Auch für diejenigen, die tot umfallen würden, sollten sie – zwangsweise – zu einem gesellschaftlichen Anlass in einem Vivien Westwood Outfit gehen…

Keeping Up Appearances. Catherine Horwood

Mode und Klassenunterschiede zwischen den beiden Weltkriegen in England ist das Thema des vergnüglichen, reich bebilderten Buchs von Catherine Horwood.

Kleidung zeigt Selbstwert und sozialen Status

Das Wichtigste zuerst: Für Frauen und Männer aus dem englischen Mittelstand war Sich-kleiden eher ein Hindernis-Parcours als eine Freude. Unendlich viele, kleine Details signalisierten den anderen Frauen und Männern des Mittelstandes, wo man auf der sozialen Leiter stand.

„Keeping up appearances“ zeigt, wie sich der Mittelstand in den 20er und 30er Jahren anzog, wie die Wahl der Kleidung durch beginnende Massenproduktion, veränderte Einkaufsmöglichkeiten sowie finanzielle Restriktionen, Snobismus und amerikanische Einflüsse geprägt wurden. Hierbei greift die Autorin auf große zeitgenössische Umfragen unter breiten Teilen der Bevölkerung zurück. Außerordentlich schön ist das verwendetet Bildmaterial: Fotos, Cartoons und Anzeigen illustrieren vielfältige Aspekte des Ringens um das richtige Erscheinungsbild: „Middle-class society in the interwar years was increasingly self-monitoring in a way that previous eras were not.“

„Korrekt“ gekleidete Frauen

Britische Mittelklasse-Frauen hatten ein Ziel: korrekt gekleidet zu sein. Das richtige Kleidungsstück zu jeder Gelegenheit verlieh Selbstbewusstsein. Modische Details wurden immer erst interessant, nachdem diese sich bereits bei den arbeitenden Frauen durchgesetzt hatten. Zwischen den Kriegen schien sich ein lässigerer Kleidungsstil durchzusetzen, dennoch gab es komplizierte Kleidungsvorschriften, die Frauen durchaus Kopfschmerzen bereiten konnten, wie dieses Bildunterschrift einer Zeichnung zweier Frauen aus Punch von 1937 belegt: „Well, dear, you don´t want to overdo it, and you don´t want to look drowdy. Seeing it´s in a Church Hall, I should wear a semi-full afternoon dress with a chiffon scarf, and chance it.“

Konservative Männer

Der britische Mann war vor allem konservativ in seiner Kleidung. Er trug auch nach der Arbeit Anzughose und -weste, ließ niemals seine Hosenträger blitzen, krempelte auf keinen Fall die Hemdsärmel hoch und ging im Anzug an den Strand. Treffend sagte G. B. Shaw: „It is easier to recruit for monasteries and convents than to induce (…) a British officer to walk through Bond Street in a golfing cap on an afternoon in May.“

Inhalt von „Keeping up appearances“

Das Buch enthält die Kapitel

  • Shopping for status
  • Black coats and white collars
  • Business girls and office dresses
  • In home and garden
  • From seaside to sports club
  • Top hats and tulle
  • Everything to match
  • Radicals, Bohemians and Dandies.

Einen Wermuthstropfen hat das Buch jedoch: Es bleibt deskriptiv; hilfreich wäre die eine oder andere Schlussfolgerung oder Analyse im Kontext größerer gesellschaftlicher Entwicklungen gewesen.

Hier finden sich viele andere Buchempfehlungen von Buch-und-Sofa zur Mode.

Edith Head – The Life of Hollywood’s Celebrated Costume Designer. David Chierichetti

Edith Head? Wer von uns kann sich nicht mindestens an eine der spektakulären Szenen in den Filmen „Sabrina“, „Roman Holiday“ („Ein Herz und eine Krone“) oder in „To Catch a Thief“ („Über den Dächern von Nizza“) erinnern? Spektakulär auch aufgrund der Kostüme.

Das Buch von Chierichetti beschreibt den unwahrscheinlichen Aufstieg einer jungen Frau zu weltweiter Berühmtheit als DER Hollywood Kostüm-Designerin. Selbstverständlich gab es andere Designer als Edith Head (1897-1981), selbstverständlich hat Head nicht alle Kostüme entworfen, für die sie Anerkennung erhielt. Aber: sie war immer da. Von 1925 bis 1982 hat sie die Garderobe von Schauspielerinnen in Hollywood gestaltet. Sie hat hierbei für fast 1000 Filme gearbeitet, war 35 Mal für den Oscar in der Rubrik Bestes Kostümdesign nominiert. Acht Mal hat sie einen Oscar gewonnen.

Außerdem veröffentlichte Head im Alter ihre außerordentlich erfolgreichen Mode-Fibeln „How to Dress for Success“ sowie „Dress Doctor“ und promotete sich selbst in unzähligen Präsentationen ihrer Entwürfe quer durch Amerika.

Wodurch zeichnet sich die Person Edith Head aus? Zeit ihres Berufslebens fühlte Head sich gefährdet und fürchtete, ihre Position und ihren Einfluss zu verlieren. Obwohl Head in der Mitte ihres Lebens eine Berühmtheit war, verdiente sie weniger als männliche Designer. Auch als sie nur durch regelmäßige Bluttransfusionen überlebte, arbeitete sie weiter bis zu ihrem Tod.

„In a 1955 interview, Edith candidly said, „Within the limitations set by the story, the actress’s figure, the censor, good taste, the budget, the color expert, the set decorator, the sound technician, the cameraman, the director, and my own creativeness, I simply give the actress what she wants.““

Edith Head: The Life and Times of Hollywood's Celebrated Costume Designer

Das Buch bietet einen guten Überblick über das berufliche Leben der Designerin. Es zeichnet verständlich nach, auf welche Weise ihr Ruhm entstand. „Edith Head“ ist in einem schnellen, unpräzisen, umgangssprachlichen Plauderstil geschrieben. Der Autor bleibt am Einzelfall und an der Anekdote.  Abstraktion und der größere Kontext sind seine Sache nicht.

Weitere Bücher zur Mode in unserer Übersicht Beste Bücher und in der Kategorie Mode.

Vintage Handbags. Marnie Fogg

Diese Geschichte der Handtasche beantwortet die Fragen: Warum tragen Frauen Handtaschen? Und warum sind Handtaschen aus der modernen Modewelt nicht wegzudenken?

Das Buch erzählt von der Entstehung der modernen Handtasche durch die Handwerkskunst von Sattlern wie Hermès und Gucci sowie Herstellern von Reisegepäck wie Prada und Louis Vuitton.

Es berichtet, dass die Handtaschen größer wurden als Frauen längere Zeiten aus dem Haus gingen: wer länger unterwegs ist, braucht eine umfangreichere Ausrüstung für den Tag. Die Handtasche wurde zum „Survival kit“, zum tragbaren Boudoir und mobilen Büro.
Es berichtet aus den Zeiten der beiden Weltkriege, in denen Frauentaschen Tornister-ähnlich wurden und quer über dem Oberkörper getragen werden konnten, damit die Hände freiblieben.
Es erzählt aber auch davon, wie in den 1920er Jahren winzige Abendtaschen entstanden, die sich während des Tanzens in der Hand halten ließen.
Und es erzählt wie die Handtasche von der Investition fürs Leben zu einem eigenständigen modischen Stilmittel wurde. Aus diesem sich dann die „It“-Bag der 1990er entwickeln konnte.

Die Einführung bringt auf den Punkt, warum Handtaschen aus vergangenen Zeiten heute noch interessant sind: „Handbags are a vital accessory to every woman´s life, but their practical purpose is secondary to what they say about the wearer´s sense of style. (…) the vintage bag represents the wearer´s personality, not her bank balance. When cutting-edge fashion becomes available to all, and the time span between the designer handbag and the high street version in the shop becomes so compressed, the uniqueness and rarity of a vintage handbag makes it a desirable commodity.“

Das Buch von Marnie Fogg ist in seinem Mittelteil chronologisch nach Jahrzehnten von 1900 bis 1990 aufgebaut. Hier erhält man eine Mini-Zusammenfassung der Zeitgeschichte und der Modegeschichte. Auf dieser Basis entwickelt die Autorin die wichtigsten Handtaschen-Trends des jeweiligen Jahrzehnts, stellt Handtaschen-Modelle und Designer von.
Ein gutes Beispiel ist die Mode-Fotografie, die auch auf dem Buch-Einband verwendet wird: Optimismus und Aufbruchsgefühl finden nicht nur Ausdruck im leuchtend rot- und orangefarbenen Kleid, den roten Schuhen und der roten Handtasche. Sie finden sich ebenfalls im gewählten Hintergrund einer im Rohbau befindlichen Neubausiedlung.

In einer vorangestellten Übersicht erklärt das Buch, wie es überhaupt dazu kam, dass Frauen Handtaschen zu tragen begannen. Ein letzter Teil am Ende des Buchs stellt die wichtigsten modernen Designer von Handtaschen zusammen. Dieser Teil wirkt allerdings, als ob eine große Portion Marketing-Material von der Autorin unmittelbar von den Designern übernommen wurde.

Das Buch ist ein gut lesbarer Schmöker, reich bebildert und stellt dabei die wesentlichen Entwicklungen klar dar. Für Mode- und Handtaschen-Liebhaberinnen ein Genuß.

Mehr zu schönen Mode-Büchern in unserer Zusammenstellung Beste  Bücher zur Mode.

Advanced Style. Ari Seth Cohen

Advanced Style von Ari Seth Cohen ist ein wunderbares Buch über modebewuße ältere Frauen. Es zeigt aufregende und ungewöhnliche Frauen in stilvollen oder schrägen oder bezaubernden Outfits. Es zeigt Frauen, die Freude daran haben, sich selbst in Szene zu setzen. Zumindest aber Interesse, sich gut zu kleiden.

Dies alleine wäre noch nicht ungewöhnlich. All die Frauen jedoch, deren Kleidung in diesem Buch vorgestellt wird, sind nicht mehr jung. Sie sind alt. Ihr Alter ist das verbindende Element, ansonsten sind die Frauen so unterschiedlich wie die Mode, die sie tragen. Gefunden und aufgnommen hat sie Ari Seth Cohen fast alle in New York.

„At 80 years old, Joyce has acquired a lifetime of style wisdom and insight. For her, elegance is of the utmost importance.“

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Das Buch ist aufgebaut als ein Foto-Buch, das großformatige Bilder einsetzt. Zu einigen Frauen bietet es ein paar biografische Informationen. Bereichernd sind außerdem die eingestreuten Zitate der Frauen.

So sagt Linda: „When you are younger, you dress for other people. When you are older, you dress for yourself.“

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Das Buch ist einfach ein Vergnügen. Es lässt sich schön darin blättern; Ideen und Anregungen kommen dabei ganz von selbst, auch wenn man selbst vielleicht noch nicht die 60 überschritten haben sollte. Es ist ein Buch für all diejenigen, die sich für Mode interessieren und ebenso für Menschen, die das Alter interessant finden.

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Buchbeschreibung: Advanced Style is Ari Seth Cohen’s blog-based ode to the confidence, beauty, and fashion that can only be achieved through the experience of a life lived glamorously. It is a collection of street fashion unlike any seen before—focused on the over-60 set in the world’s most stylish locales. The (mostly) ladies of Advanced Style are enjoying their later years with grace and panache, marching to the beat of their own drummer. These timeless images and words of wisdom provide fashion inspiration for all ages and prove that age is nothing but a state of mind. Ari Seth Cohen started his blog inspired by his own grandmother’s unique personal style and his lifelong interest in the put-together fashion of vibrant seniors. Each of his subjects sparkles like a diamond after long years spent refining and perfecting their individual look and approach to life.“

Einen guten Eindruck und weitere Ideen bietet Ari Seth Cohens Website Advanced Style.

Film-Tipp: Der wahre Preis der Mode – The True Cost

Arbeiterinnen in einer Textilfabrik bei Dhaka, Bangladesch.

Sie kleiden sich gerne modisch? Sie kaufen gerne günstige Mode? Ob ja oder nein, wir alle, die wir Geld für Kleidung, Mode, Fast Fashion – wie immer wir es nennen wollen – ausgeben, sollten diesen Film von Andrew Morgan gesehen haben: „The True Cost“. (Bildquelle dpa)

Trailer zum Film hier.

„The True Cost“ ist eine Geschichte über Mode und ihren wahren Preis. Über eine Milliardenindustrie, die jeden Style als immer neue Offenbarung inszeniert, an der wir teilhaben dürfen – vorausgesetzt, wir kaufen. Doch diese Geschichte beginnt nicht auf den Laufstegen, sondern hier: in den Textilfabriken Bangladeschs, Indiens und Chinas. (…) Brandneue Trends rund um die Uhr, direkt von der Straße in die Fabriken und in die Stores. Das Konzept nennt sich „Fast Fashion“, eine Strategie für maximale Gewinne und ein Euphemismus für radikale Menschenverachtung.“ Zitiert nach ARD auf dieser Seite zum Film.

Film-Tipp: „The True Cost“
Dokumentarfilm, USA 2015
Regie: Andrew Morgan
Nur auf DVD mit deutschen Untertiteln erhältlich, aktuell vorbestellbar (lieferbar ab März?)

Hintergrundinformationen auch hier unter Zeit online.