Galileo: watcher of the skies. David Wootton

Galileo Galilei: Inquisition, der schiefe Turm von Pisa, vor Newton der Gigant der Naturwissenschaften. Ein tolles Thema.
Die Anfänge der Festigkeitslehre bei Galilei › momentum › Historie

David Wootton: wie es heißt, einer der großen Intellektuellen unserer Zeit, äußerst bewandert in der Geschichte der Naturwissenschaften vom 16. bis 18. Jahrhundert. Eine tolle Kombination.

Leider jedoch schreibt Wootton anscheinend abwechselnd wirklich ausgezeichnete und dann eher mäßige Bücher. Wenn man das weiß, kann man entsprechend auswählen und jedes zweite seiner Bücher weglassen. Wusste ich aber nicht…

Und daher war mein Leseglück mit Wootton recht unbeständig.
„The invention of science: an new history of the scientific revolution“, erschienen 2016, fand ich sehr gut, anregend und überzeugend.  „Power, pleasure and profit: insatiable appetites from Machiavelli to Madison“ dagegen, Erscheinungsjahr 2018, wirkte etwas patchwork-artig aus Vorlesungen zusammengenäht, wenn auch mit wirklich guten einzelnen Highlights. Dann „Bad medicine: doctors doing harm since Hippocrates“, erschienen 2006, wieder in der Genuß-Kategorie.

Woottons Biographie über Galileo Galilei erschien 2010. Das konnte – rückblickend, in Kenntnis der Reihe – natürlich nichts werden.

So war es dann auch. Der Fairness halber muss ich aber auch wieder eingestehen, dass ich das Buch nicht ganz gelesen habe. Vielleicht wäre es noch besser geworden. Allerdings habe ich deutlich mehr als ein Drittel geschafft, also für die mathematisch Bewanderten unter uns (und andere interessieren sich ja wahrscheinlich nicht für Galileo): fast 50%.
Lunar Archives: Galileo's Sidereus Nuncius 3rd Edition

Mein Fazit bis dahin: Kenntnisreich, belesen auf der Habenseite. Besserwisserisch (ich hab’s zuerst entdeckt!), detailverliebt und linienlos, uninspiriert und langweilig beim Soll. Ich bin mit großem Interesse an Galileo gestartet, aber bereits vor seinem Prozess mit der Inquisition etwas schläfrig ausgestiegen.

Schade, denn Galileo war bestimmt eine faszinierende Persönlichkeit. Aber kein Grund zu verzweifeln: Denn wer mehr über ihn wissen möchte, ist bei Wikipedia ganz gut aufgehoben – dort wird Woottons Biographie übrigens nicht erwähnt, auch nicht in der englischen Version. Das hätte mich warnen können….
Galileo's Leaning Tower of Pisa experiment Pisa International ...

Am Anfang war kein Mond. Thomas de Padova

Der Untertitel beschreibt, worum es in diesem Buch von Thomas de Padova geht:
„40 Science-Storys, wie unser Sonnensystem entstand und das Leben auf die Erde kam“.
Der Weg von der Erde zum Mond wird immer weiter - WELT

Eigentlich würde ich ein Buch mit dem Begriff „Science-Storys“ eher nicht in die Hand nehmen. Dieser Fall ist eine Ausnahme. Es ist mir empfohlen worden. Außerdem habe ich schon ein anderes Buch von de Padova gelesen (auch in diesem Blog besprochen!) und gut gefunden.

Ich bin froh, der Empfehlung gefolgt zu sein. Man lernt viel in diesem Buch. Durch die Aufteilung der Inhalte in 40 Kapitel von jeweils ca. 5 Seiten Länge sind die Häppchen auch für Wenig- oder Langsam-Leser sehr leicht verdaubar. Der unterhaltsame, erzählfreudige, unprätentiöse Schreibstil von de Padova hilft zusätzlich. Und die Fotos, die jeweils am Anfang der Kapitel stehen, machen ohnehin neugierig und Lust aufs Lesen.

Beeindruckt haben mich zum Beispiel Kapitel 18. Weihnachten auf dem Eis und 19. Ein Stein für Weise. In ihnen geht es um Stein ALH84001. Gefunden wurde er in der Antarktis kurz nach Weihnachten 1984. Optisch macht er nicht viel her.  Seine Geschichte aber schon, denn es handelt sich um einen sehr besonderen Meteoriten.

  • Alter: ca. 4,5 Milliarden Jahre.
  • Herkunft: Mars.
  • Reisebeschreibung: vor ca. 15 Millionen Jahre durch einen Meteoriteneinschlag vom Mars abgesprengt, dann ca. 13.000 Jahre unterwegs bis zur Landung im äußersten Süden der Erde.
    The ALH 84001 Meteorite

Die diversen Marsroboter haben noch nichts vergleichbar Altes direkt auf dem Mars entdeckt. Obendrein enthält ALH84001 einige Bestandteile, die vielleicht auf Leben auf dem Mars hindeuten. Und vorher hatte keiner gedacht, dass ein Brocken vom Mars überhaupt seinen Weg über die etwa 60 Millionen Kilometer bis zur Erde finden könnte….

Beschrieben wird dies durch de Padova in einer Mischung aus Reisebericht und Wissenschaftskrimi mit den großen Augen eines neugierigen Menschen. Das macht viel Spaß.

„Am Anfang war kein Mond“ gibt es schon seit 2004. Damit ist es im Vergleich zu diesem 4,5 Milliarden Jahre alten Stein vom Mars immer noch tagaktuell. Es gibt viel in ihm zu entdecken.