Ägypten ist bisher in unserem Blog – soweit ich mich erinnere – eher kurz gekommen. Geschrieben haben wir nur über Obelisken und die Hieroglyphen. Für eine Hochkultur wie das alte Ägypten ist das deutlich unter Wert. Zur Abhilfe daher jetzt ein sehr gutes Buch über Echnaton, einen der bekannteren ägyptischen Pharaonen.
Echnaton
Echnaton gehört ins ägyptische sogenannte Neue Reich. Er regierte im 14. Jahrhundert v.u.Z., als vor fast 3.500 Jahren. Wenn man das Buch von Reeves gelesen hat, ist man erstaunt, wie viel man nach so langer Zeit über ihn, seine Familie, sein Leben, sein Umfeld heute noch hat und weiß. Seine Mumie, sein Sarkophag, wörtliche Zitate, unzählige Porträtbüsten, Statuen, Reliefs, die Grundmauern seines Palasts, Briefe, wörtliche Zitate…. Die Namen seiner Familie, seines Arztes, seiner Regierungsmitglieder, seines Hofbildhauers….. Alles noch da.
Echnaton ist nicht sein einziger Name. Zunächst regierte er als Amenophis IV. (auch geschrieben Amenhotep IV.), änderte dann aber seinen Namen in Echnaton, als er eine Revolution im politischen und religiösen Machtgefüge Ägyptens startete. Vorher war Amun-Re ein zentraler Gott unter vielen anderen Göttern (Amun ist der erste Bestandteil in Amenophis und Amenhotep). Echnaton hat all diese Götter gestrichen und an ihre Stelle ausschließlich Aton, die Sonne, gesetzt (Aton ist der letzte Bestandteil in Echnaton).
Als ägyptischer Pharao hat man natürlich Anspruch auf viele Namen (so wie auch chinesische Kaiser). Es gibt den Thronnamen, einen Goldnamen, einen Nebti-Name, einen Horusnamen…. Und bei Echnaton dann natürlich alles doppelt, vor und nach seiner Umbenennung.
All diejenigen, die von Echnaton noch nichts gehört hatten, haben vielleicht von seiner Frau Nofretete gehört (Porträtbüste in Berlin!) oder auch von seinem Sohn Tutanchamun (sensationeller Grabfund im Tal der Könige!).
Nicholas Reeves
… ist einer der schreib- und öffentlichkeitsfreudigsten aktuellen Ägyptologen.
Der eine oder andere hat seinen Namen vielleicht in der letzten Zeit gehört, als es das Gerücht gab, hinter der Grabkammer von Tutanchamun gäbe es noch eine weitere, ungeöffnete Kammer. Reeves schreibt mit viel Wissen ausgesprochen zugänglich und spannend. Gelegentlich macht er vielleicht etwas mehr aus den vorhandenen Fakten, als diese tatsächlich hergeben (siehe die zusätzliche Grabkammer, die es wohl doch nicht gibt) – aber dadurch wird’s mehr gelesen und fasziniert mehr.
Das Buch
… bietet gleich drei extrem spannende und facettenreiche Biographien: über Echnaton selbst, über die neue Sonnen-Religion und über die von Echnaton als Regierungssitz und zentraler Kultort neu gegründete Stadt Amarna. Alle drei wurden nicht sehr alt und nahmen kein gutes Ende. Nebenbei erfährt und lernt man viel über Politik, Kultur und Zivilisation des alten Ägypten, inkl. alles dessen, was auch die Regenbogenpresse so über Königs schreiben. Wobei das Buch nie seicht wird, aber immer lesbar bleibt.
Erfreulicherweise ist es auch in deutsch erschienen und gut im Buchhandel zu erhalten.