London: Guide to the Architecture of London. Edward Jones, Christopher Woodward

Dieser „Guide to the Architecture of London“ ist einfach ein Muß für alle, die London lieben und natürlich Architektur.

Was macht diesen Guide to the Architecture of London von Edward Jones und Christopher Woodward aus?

  • Er läßt sich in einer größeren Damen-Handtasche tragen.
  • Er ist nach 16 inneren Gebieten und acht Außenbezirken aufgeteilt.
  • Jede Region wird zunächst zur Orientierung durch eine Landkarte vorgestellt.
  • Alle besprochenen Gebäude sind auch im Bild zu sehen.
  • Die Beschreibung der Architekturen ist beschränkt auf das Wesentliche (wirklich kurz und knapp).
  • Innerhalb der Kapitel zu den einzelnen Regionen ist die Ordnung chronologisch.

Dieser Architektur_Führer ist ein Muster an Klarheit, Ordnung und Systematik. Er ist praktisch und informativ.

Ganz egal, ob man sich auf ein bestimmtes Stadtgebiet Londons beschränken möchte, ob die persönliche Leidenschaft Georgianische Architektur ist oder die Häuser der 1970er Jahre: Dieses Buch schärft den Blick für die wunderbare Stadt London und leistet einen Beitrag dazu, sie noch schöner zu finden.

Ach, es enthält auch eine Einleitung für den Gebrauch, eine knappe Biografie der Stadt und ihrer Gebäude; es bietet ein Farbleitsystem, ein Register und noch viel mehr…

Guide To The Architecture Of London

Tyrants: A history of power, injustice, and terror. Waller R. Newell

Zeitlich hätte dieses Buch kaum besser passen können: Eine Geschichte über Tyrannei und Tyrannen, geschrieben vom kanadischen Wissenschaftler Waller Newell, erschienen bei der Cambridge University Press im vergangenen Jahr. Vielversprechend.

Newell geht chronologisch vor und schlägt dabei zeitlich einen großen Bogen: Er beginnt mit der homerischen Zeit in Griechenland und endet fast in der Gegenwart, allerdings noch vor der amerikanischen Präsidentenwahl. Hierdurch gelingt es ihm, deutlich zu machen, dass es keinen Grund zu der Annahme gibt, in aufgeklärten Ländern und in unserer aufgeklärten Gegenwart ginge die Gefahr für Tyranneien immer weiter zurück: „(…) tyranny is a permanent alternative in human affairs and in explaining political action.“

Eine wirkliche Definition von „Tyrannei“ bietet Newell dabei allerdings nicht. Er unterscheidet pragmatisch drei Typen, die einander überschneiden und in unterschiedlichen Gewichtungen bei ein und demselben Tyrannen vorhanden sein können.

  • Zunächst  „what I call ‚garden-variety‘ tyrants (…). These are basically men who dispose of an entire country and society as if it were their personal property, exploiting it for their own pleasure and profit and to advance their own clan and cronies.“
  • Dann „the tyrant as reformer. These are men who are indeed driven to possess supreme honor and wealth, and power unconstrained by law and democracy. (…) They really want to improve their society and people through the constructive exercise of their untrammeled authority.“
  • Zuletzt die totalitäre, ideologische Variante: „They are driven by the impulse to impose a millenarian blueprint that will bring about a society of the future in which the individual will be submerged in the collective and all privilege and alienation will forever be eradicated.“

In der Darstellung von Newell ist die totalitäte Tyrannei eine relativ neue Erscheinung. Ihre geistesgeschichtliche Basis findet Newell bei Rousseau, die erste Tyrannei dieser Art im jakobinischen Terror der französischen Revolution unter Robespierre. Die Kennzeichen dieser Art von Tyrannei:

  • „driven by a utopian aim in which society is to be completely transformed from being unjust, materialistic, and selfish in the present to being spiritually pure, selfless, and communal in the future.“
  • „have a common set of genocidal aims. They all envision the return of ‚the people‘ to the simplicity of its origins, to what the Jacobins called ‚the Year One,‘ to be achieved by a grimly repressive collectivist Utopia of pure duty, submission, and self-sacrifice. (…) this return to the origins is sparked by an intense loathing of the modern age of the Enlightenment and its alleged vulgarity, selfishness, and materialism.“
  • „share (…) the identification of class or race enemies standing in the way of the coming nirvana, an enemy that sums up in itself all the modern world’s worst qualities. This enemy becomes the embodiment of all human evil, whose destruction will cleanse the planet.“

Überzeugend scheint mir die Argumentation, den heutigen Islamismus weniger als religiösen Fanatismus zu verstehen, sondern notwendig als eine Variante der totalitären Tyrannei.

Beeindruckend Newells Analyse der Entstehung der sogenannten iranischen Theokratie, in seiner Analyse ebenfalls eine totalitäre Tyrannei. Newell verfolgt die geistesgeschichtliche Entwicklung von Rousseau über Heidegger, Sartre, Fanon hin zu Ali Shariati, der es gemeinsam mit Khomeini schließlich geschafft hat, eine Theokratie zu etablieren, die eigentlich überhaupt nicht mit der schiitischen Variante des Islam vereinbar ist: „The Caesoropapist fusion of absolute monarchy and supreme religious authority (…) traditionally had no place in Shia. That all changed due to Shariati and Khomeini.“

Hoffentlich nicht zu optimistisch ist Newells Einschätzung der Stärke der Demokratie in den USA: „America has always had political extremism on both the Left and Right (…), but never have they coalesced around a broad-based utopian vision for tomorrow based upon returning to the mystical ‚destiny‘ of the past that might enlist millions.“ Dies Zitat liest sich etwas ungemütlich vor dem Hintergrund, dass Newell den rechts-populistischen, pro-russischen Parteien in Europa hohe Punktzahlen gibt, wenn man die Kriterien für totalitäre Tyrannei durchgeht.

Also viele interessante Denkanstöße und Analysen. Dennoch für mich ein etwas enttäuschendes Buch. Newell vernachlässigt, eine saubere und tragfähige theoretisch-methodische Basis für seine Darstellung aufzubauen. Seine Argumentationen sind gelegentlich ebenso weitschweifig wie anekdotisch. Der geistesgeschichtliche  Hintergrund von Tyranneien bleibt zu sehr an der Oberfläche und begnügt sich mit Namen und Überschriften. Weniger Anekdoten, mehr wissenschaftliche Substanz bei gleicher Lesbarkeit wäre vielleicht auch für die Cambridge University Press eine bessere Kombination gewesen.

Diese Kritik ändert nichts daran, dass Newell sein Fazit gut auf den Punkt bringt:
„liberal democracy, even at its worst and most flawed, is preferable to tyranny even at its best.“ Und: „As long as we remain vigilant against the wolves who prowl the perimeter, democracy is bound  to defeat tyranny because it’s simply a better idea.“

The Mighty Dead – Why Homer Matters. Adam Nicolson

Ein Buch über Homer und über Gewalt und über Zivilisation. Ungeheuer faszinierend und ebenso schrecklich in seiner kompromisslosen Benennung der Gewaltdarstellungen in Homer als brutale Gewalt.

„The Mighty Dead“ ist unkompliziert zugänglich; sein Autor nutzt Stilmerkmale aus Reisebericht, historischer Forschung und formuliert außerdem einen leidenschaftlichen Appell an die Macht der Poesie.

Das Buch verfolgt zwei unterschiedliche inhaltliche Ziele:

  1. Wie kam es zu den Texten, die wir heute als „Ilias“ und als „Odyssee“ kennen?
  2. Wovon handeln diese Texte? Was sagen sie uns?

Wie sind die Texte der „Ilias“ und der „Odyssee“ entstanden?

Adam Nicolson, Enkel von Vita Sackville-West, beschreibt in seinem Buch, wie europäische Heldenlieder aus unterschiedlichsten regionalen Gebieten für Jahrhunderte mündlich überliefert wurden. Die Sänger, die diese Lieder sangen, waren alle seiner Auffassung nach ein Teil dessen, was wir heute „Homer“ nennen. Die ältesten Teile gehen dabei vermutlich auf die Zeit von 1800 v. Chr. zurück.

Ca. 280 v.Chr. wurden in der Bibliothek von Alexandria Texte erstellt, die sich aus den unterschiedlichen, damals überlieferten Quellen – mündliche Überlieferungen und Papyri – speisten. Schon diese Texte von „Ilias“ und „Odyssee“ weisen Glättungen, Vereinheitlichungen, stilistische Veränderungen auf, so wie sie in der Übersetzungsgeschichte beider antiker Texte immer wieder vorkommen sollten: „Homer“ sollte einfach nicht „primitiv“ sein. Nicolson belegt diese These gut anhand linguistischer Details und durch die Übersetzungsgeschichte.

Vorspeisenplatte: Von wegen dem Homer seiner <i>Ilias</i>

„He (Homer) sang of the past (…): as the violence and sense of strangeness of about 1800 BC recollected in the tranquillity of about 1300 BC, preserved through the Greek Dark Ages, and written down (if not in a final form) in about 700 BC. Homer reeks of long use.“

Wovon handeln „Ilias“ und „Odyssee“?

Funktion der Helden-Gesänge war es, den individuellen Ruhm vor der Vergänglichkeit zu retten. Die Heldentat, der heldenhafte Tod haben nur einen Sinn, wenn sie die Zeit überdauern, wenn sich jemand an sie erinnert. Das immer wieder gesungene, von Generation zu Generation tradierte Lied selbst ist deshalb, laut Nicolson, der Garant für den Ruhm der homerischen Helden. Hierbei reichen Inhalte „Homers“ weit zurück bis in die Bronzezeit: „In his Greek heroes, Homer gives voice to that northern warrior world. Homer is the only place you can hear the Bronze Age warriors of northern grasslands speak and dream and weep. The rest of Bronze Age Europe is silent. Echoes of what was said and sung in Ireland or in German forests can be recovered from tales and poems collected by modern ethnographers, but only in Homer is the connection direct.“

Homerische Gesänge haben den Konflikt „Stadt“ gegen „Gang“ zum Thema, Zivilisation gegen Barbaren. Sie beschreiben den Konflikt zwischen einer städtischen, durch Handel geprägten Zivilisation rund um das Mittelmeer mit einer von Norden kommenden Gruppe von Menschen, die  teil-nomadisch lebte und die kriegerische Auseinandersetzung im Zentrum ihres Lebens sah.

Sehr überzeugend finde ich den Vergleich zu modernen Gang-Werten, den Nicolson zieht. Dieser erinnert mich an die Formulierung Christa Wolffs „Achill, das Vieh“ (Kassandra): Für die „Gang“ zählen Ehre, körperliche Überlegenheit, Tötung des Opponenten als identitätsstiftende Attribute.

Was sagt uns heute noch Homer? Für Nicolson sind die homerischen Gesänge Texte, in denen die Brutalität des Lebens anerkannt wird. Die aber dennoch weiser sind als die in ihnen grausam handelnden Figuren und deshalb Menschlichkeit und Mitleid hochhalten. Inmitten des gegenseitigen Abschlachtens von Griechen und Troern gibt es einen Augenblick gegenseitiger Anerkennung. Priamos, der alte König von Troja, geht zu Achill, der seinen Sohn getötet hat, und bittet ihn um dessen Leichnam. Er erhält ihn. Beide Figuren teilen einen Augenblick gegenseitigen Respekts:
„Priam has brought the virtues of the city into Achilles´s heart. (…) Achilles, the man from the plains, has absorbed the beauty of Priam´s wisdom (…) Achilles will soon be dead, Troy will soon be broken, the Trojan men will soon be slaughtered, Priam among them, horribly murderd by Achilles´s own son, their women abused and enslaved, but here, in poetry, in passing, a better world is momentarily – or in fact everlastingly – seen.“

Deutschland in Gefahr: Wie ein schwacher Staat unsere Sicherheit aufs Spiel setzt. Rainer Wendt

Endlich einmal ein Bestseller in diesem Blog! Steht schon auf dem Einband!! Schon die 3. Auflage noch im Erscheinungsjahr!!!
Das Thema: Sicherheit in Deutschland und die Aufgabe des Staats, diese zu gewährleisten. Das Fazit des Autoren Rainer Wendt, Präsident der Deutschen Polizeigewerkschaft: Es steht zunehmend schlechter um die Sicherheit; der sich selbst schwächende deutsche Staat lässt dies zu.

Wendt kommt vom Fach: Er hat Polizei gelernt, war lange aktiv, bevor er in die Polizeigewerkschaft wechselte. Er hat Meinungen und äußert sie offen. Er bietet Reibungsfläche, denn vor eine unbegrenzte Auswahl von Grautönen gestellt, neigt er zu weiß oder schwarz. Wobei die Farbe Weiß in der Regel für die Polizei vorgesehen ist, die verantwortungsbewusst und kompetent trotz widriger Umstände ihr Möglichstes tut. Er adressiert ein aktuelles Thema vor dem Hintergrund von Asylbewerbern und illegaler Immigration, von AfD und Terrorismus, vor einer hoch emotionalen Öffentlichkeit in Deutschland. Dies alles erklärt, warum das Buch ein Bestseller ist. Und es erklärt auch, warum viele Rezensenten sich sehr positiv äußern: Endlich ein Fachmann, der die Dinge beim Namen nennt – sollte Pflichtlektüre für alle Bürger werden. 46 von aktuell 67 Rezensenten bei Amazon geben 5 von 5 Sternen.

Zornig ist Wendt, sarkastisch, besserwisserisch. Polemisch schreibt er, durchaus populistisch, mit so einfachen Sätzen, dass er wirklich für alle zu lesen und zu verstehen ist. In Wikipedia wird er beschrieben als „schillernd, polternd, populistisch, konservativ, medial allgegenwärtig und vor allem polarisierend“.

Sachlich ist er damit nicht und bietet seinen Lesern nie die Möglichkeit, sich eine eigene Meinung auf Basis solider Fakten und ausgewogener Argumentation zu bilden. Damit klärt Wendt nicht auf, er macht Stimmung. Quellen und Zahlen kommen fast nicht vor. Man kann ihm glauben, aber nur aus dem Bauch heraus – es sei denn, man macht sich die Mühe, selbst zu forschen und zu analysieren. Das hätte doch aber der Fachmann Wendt selber viel leichter leisten können.

Hier einige Beispiele für Darstellungen von Wendt:
„Und diejenigen, die die Polizei jahrzehntelang geschwächt, beschimpft und in ihren Wirkungsmöglichkeiten bekämpft haben, sind jetzt wieder die ersten, die ihr Versagen und Unfähigkeit vorwerfen. Das alte Spiel, durchschaubar, jämmerlich und verantwortunglos.“
„Beispiel Hauptstadt: Mit todernstem Gesicht und staatstragender Miene verkündet der Regierende Bürgermeister, dass man jetzt mehr Personal braucht. (…) Donnerwetter, da ist ja in den vergangenen zwanzig Jahren ein richtig kluger Gedanke gereift. In der Bundespolizei nicht besser. (…) Seit Jahren ein Personalfehl von rund 3000 Stellen. Und jetzt: trara! 3000 neue Stellen beschlossen.“
„Die öffentliche Diskussion um das Zeigen der Deutschlandfahne zur Zeit der Europameisterschaft im Fußball hat die deutsche Diskussionskultur in all ihrer Lächerlichkeit verdeutlicht. (…) Jetzt soll auch die Bevölkerung selbst ihr Land nicht mehr lieben und achten dürfen, wenn sie nicht in die Nähe von Nazis und Rassisten gerückt werden wollen. Das ist gefährliches Absurdistan und das meinen manche richtig ernst.“

Diese fehlende Sachlichkeit ist zu bedauern. Denn viele von Wendts Beobachtungen sind sicherlich richtig und viele seiner Vorschläge sind zumindest überlegenswert, wenn es um Stärkung von Polizei und Justiz geht, um klarere Regeln und Verfahrensweisen bei Zuwanderung und Asyl, die dann auch eingehalten werden. Dabei muss man seiner Anregung, dem angeblichen Mehrheitswillen zu folgen und zukünftig den Bundespräsidenten direkt wählen zu lassen, allerdings vielleicht nicht unbedingt folgen.

Bluestockings – The Remarkable Story of the First Women to Fight for an Education. Jane Robinson

Bluestockings erzählt die Geschichte von universitärer Bildung für Frauen in Grossbritanien. Das Buch von Robinson geht dieser in 10 Kapiteln nach. Nicht nur ziehen sich negative Bewertungen weiblicher Intelligenz durch die öffentliche Disskussion im 19. Jahrhundert. Bildung für Frauen wurde auch als schädlich für die Gesellschaft angesehen: Die Energie, die das Denken benötigt, fehlt dann dem Uterus, um gesunde Kinder empfangen und gebären zu können. Also: entweder gebären oder denken: „(…) no woman could follow a course of higher education without running some risk of becoming sterile.“

Die Bezeichnung Blaustrümpfe / Bluestockings

Der erste Blaustrumpf war ein Mann: Benjamin Stillingfleet tauchte derart bekleidet im Kreis der gelehrten Diskussionsrunde auf, die sich regelmäßig zu intellektuellen Gesprächen im Haus von Elisabeth Montagu in Mayfair traf. Das war 1765 (nicht ungewöhnlich) und die meisten Mitglieder waren Frauen (sehr ungewöhnlich): „Stillingfleet’s tendency to eccentricity was shared by other members of the group. The very idea of a female’s opinion actually mattering to the intelligentsia was unconventional, for a start.“

Die ersten Frauen-Colleges

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Mädchen zunehmend zu Prüfungen der Ausbildungsinstitute in ihrer Region zugelassen. Aus heutiger Sicht wirken die Prüfungsthemen ambitioniert. Hier als Beispiel die Themen von Edith Class aus Leeds, die 1909 Botanik studierte : „It expects candidates to cope with a panoply of questions, from the nature of sin, or Macchiavellianism, to the American system of taxation; to be able to draw a map of Queensland, Australia, labelling its railways and rivers; and to compose essays on military training, spelling reform, or Florence Nightingale.“

Aus Mädchenschulen, die auf die Aufnahmeprüfungen der Universitäten vorbereiten oder eine Alternative sein sollten, entwickelten sich erste Frauen-Colleges: z. B.

  • Benslow House in 1869, daraus wurde 1873 Girton College in Cambridge
  • 1879 Somerville Hall und Lady Margaret Hall in Oxford
Image result for gaudy night sayers

Universitätsabschlüsse für Frauen

Bereits ab 1830 haben einzelne Bildungseinrichtungen Frauen zu Vorlesungen zugelassen. Bereits? Ja, denn Cambridge als letzte  (Oxford 1920) Universität in GB erteilte Studentinnen erst 1948 offizielle Abschlüsse. Sowohl die Zulassung von Studentinnen zu Vorlesungen wie auch die Möglichkeit, Prüfungen abzulegen, wurden an vielen britischen Universitäten durch heftige Proteste der männlichen Studenten begleitet, erschwert und verhindert. Bei diesen Protesten wurden Steine geworfen und Strohpuppen bekleidet mit Frauen-Unterwäsche verbrannt. Eine amüsante literarische Darstellung dieser Auseinandersetzungen bietet „Gaudy Night“, der Krimi von Dorothy L. Sayers, deutsch unter dem Titel  „Aufruhr in Oxford“ zu haben und sehr nett verfilmt 1987 mit Peter Petherbridge und Harriet Walter.

Trotz Studium kaum Berufsaussichten

Auch nach einem Studium, welches mit brilliantem Ergebnis abgeschlossen wurde, gab es nur wenige Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen. Die offensichtlichste Lösung war es, Lehrerin zu werden oder sogar eine eigene Schule zu gründen. Gesellschaftlich erwartet wurde eher, dass die universitäre Ausbildung dann in der Erziehung der eigenen Kinder Früchte tragen würde.

Am Anfang des Buchs bietet eine chronologische Übersicht über alle entscheidenden Meilensteine einen praktischen Einstieg in das Thema. Außerdem verfügt das Buch über eine gute Bibliografie.

Das Buch selbst ist eine gründliche Darstellung aller relevanten Fakten und Entwicklungsphasen. Ein reines Vergnügen ist die Lektüre allerdings nicht. Zum einen möglicherweise, da die Geschichte vom Zugang von Mädchen und Frauen zu Bildung nicht immer heiter war, zum anderen jedoch auch, da dem Buch ein paar Funken Witz bestimmt gut getan hätten. Auch eine weniger detailbezogene Erzählweise hätte das Lesevergnügen gefördert. Für einen vergnüglichen Einstieg in die Thematik bleibt dann ja dennoch „Gaudy Night“.

Kurze Geschichte der Migration. Massimo Livi Bacci

Kurze Geschichte der Migration ist ein Buch von einem Statistiker. Nicht von einem Kulturwissenschaftler. Damit sind Themen und Argumente anders.

 

Worum geht es?

Bacci beschreibt die großen Bewegungen der Menschen weltweit seit der Ur- und Frühzeit bis heute. Als Basis dienen ihm Daten. Zahlen. Also welche Menschen gingen wann wohin? Was zeichnete sie aus? Welche Merkmale hatten die Gegenden, die sie verließen und welche diejenigen, wohin sie gingen?

Die Kernaussagen

Menschen sind immer gewandert. „Sich räumlich zu bewegen, ist eine Wesenseigenheit des Menschen, ein Bestandteil seines Kapitals, eine zusätzliche Fähigkeit, um seine Lebensumstände zu verbessern. Es ist diese tief im Wesen des Menschen verwurzelte Eigenschaft, die das Überleben der Jäger und Sammler, die Verbreitung der menschlichen Spezies über die Kontinente, die Verbreitung des Ackerbaus, die Besiedelung leerer Räume, die Integration der Welt und die erste Globalisierung im 19. Jahrhundert ermöglichte.“

Ihre Motivation war und ist es, das eigene Leben und das der Kinder zu verbessern. „Auf jeden Fall ist – wenn kein Zwang herrscht – der Grund für die Migrationsentscheidung eine komplexe Bilanz von Kosten und Nutzen, formuliert auf der Grundlage von  Erwägungen, die das Individuum, die Familie oder das Gemeinwesen, dem man angehört, betreffen. Zu dieser Bilanz gehört eine Mischung sicherer und unsicherer, gegenwärtiger und zukünftiger, materieller und ideeller Überlegungen, die sich nicht allein auf die ökonomische Komponente reduzieren lassen. Dennoch spielt diese ohne Zweifel eine Rolle: (…) Die Auswanderung ermöglicht einen Ausweg aus der Falle der Armut.“

Über Jahrhunderte waren die westeuropäischen Länder – auch das Gebiet, welches heute Deutschland ist – Auswanderungsregionen. Von hier aus wurde in viele Teile der Welt eingewandert.

Erst im 20. Jahrhundert kehrte sich dieser Trend um. Erst jetzt wurden europäische Länder das Ziel von Flüchtlingen und Einwanderern. Zitat: „Mit dem Fortschreiten des 20. Jahrhunderts verschwinden die Bedingungen, welche die großen Migrationen nach Übersee ermöglicht hatten. Bei den traditionellen Aufnahmeländern verebbt die Nachfrage an Arbeitskräften; von europäischer Seite geht das Angebot wegen Verlangsamung des demografischen Wachstums zurück. (…) Trotz der Entwicklung von Transport und Reisen, der Intensivierung der Kommunikation, des Wachstums der kulturellen Beziehungen und des größeren Wissens „entfernt“ sich Europa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom Rest der Welt, den es zu bevölkern beigetragen hatte.“

Die Länder Europas brauchen Einwanderer, um in Zukunft ihren Lebensstandard halten zu können: „Es handelt sich also (im 21. Jh.) um eine Einwanderung, die auch Ersatzfunktion hat, dazu bestimmt ist, nicht nur das Wachstum der Bevölkerung zu unterstützen, sondern auch die Schwächung der Ökonomien des Kontinents aufzuhalten.“

Heute wünschen sich laut Bacci viele Menschen in den reichen, westlichen Ländern eine geschlossene Gesellschaft. Aber auch eine offene. Beides nicht zu sehr. Deshalb werden seiner Auffassung nach von politisch Verantwortlichen geeignete gesetzgeberische Anpassungen verschleppt: „Oder anders gesagt, die Europäer möchten eine geschlossenen Gesellschaft, aber sie sind gezwungen, sie zu öffenen, und laufen damit Gefahr, die schlimmste und schizophrenste aller Entscheidungen zu treffen: das heißt eine de facto offene Gesellschaft mit einer Politik zu verwalten, die für eine geschlossenen Gesellschaft entworfen wurde.“

Flüchtlinge gehen am 21.11.2015 an der deutsch-österreichischen Grenze nahe Wegscheid (Bayern) während eines Schneeschauers nach Deutschland. (dpa / picture alliance / Armin Weigel)
Flüchtlinge gehen am 21.11.2015 an der deutsch-österreichischen Grenze nahe Wegscheid (Bayern) während eines Schneeschauers nach Deutschland. (dpa / picture alliance / Armin Weigel)
Ein sehr informativer Beitrag des Deutschlandfunk zum Buch findet sich hier. Auszug: „Zwar fordert er, die Konventionen sowohl der Internationalen Arbeitsagentur wie der Vereinten Nationen zu ratifizieren, um die Rechte von Arbeitsmigranten zu stärken. Auch dürfe die Migrationspolitik innerhalb der Europäischen Union nicht nationalstaatlich bleiben, sondern sei EU-weit zu regeln. Doch die Entwicklungen der vergangenen Monate, etwa die neu gebauten Grenzzäune auf dem Balkan oder die Weigerung mehrerer osteuropäischer Staaten, muslimische Flüchtlinge aufzunehmen, zeigen: Von solchen Lösungen sind Europas Regierungen noch weit entfernt.“
Das Buch „Kurze Geschichte der Migration“ fasst auf 155 Seiten in 9 Kapiteln den demografischen Kenntnisstand zur Migration zusammen. Der Text ist außerordentlich gut lesbar. Hinter den Kapiteln folgen einige Übersichten zu den wichtigsten statistischen Erhebungen zum Beispiel zum Bestand der Migranten weltweit oder zur Bevölkerung der Welt nach Niveau der Entwicklung.

Massimo Bacci ist Professor für Demografie an der Universität von Florenz. Er hat zahlreiche Studien zur globalen Bevölkerungswanderung verfasst.

The Fishing Fleet – Husband-Hunting in the Raj. Anne de Courcy

Was tut eine junge Frau, wenn sie keinen Mann bekommt, weil es zu wenige Männer gibt?

Und wenn sie auf die standesgemäße Versorgung durch einen Ehemann angewiesen ist? Und wenn sie im England des 18. oder 19. oder frühen 20. Jahrhunderts lebt?

Ganz einfach: Sie geht dort hin, wo die Männer in der Überzahl sind. Nach Indien.

Ab dem späten 19. Jahrhundert, als die britische Herrschaft in Indien  (the Raj) ihren Höhepunkt hatte, gingen viele junge britische Männer nach Indien, wo sie als Administratoren, Soldaten oder Geschäftsleute arbeiteten. Zahllose junge Frauen folgten ihnen auf den neuen Dampfschiffen und über die neue, kürzere Reiseroute durch den Suez-Kanal. Man nannte diese jungen Frauen die „Fishing Fleet“: Töchter, die in England erzogen worden waren und nun nach Indien zurückkehrten, junge Frauen mit Einladungen von verheirateten Schwestern oder Freundinnen und viele, viele andere. Viele der jungen Frauen hatten nur ein Ziel: einen Mann zu finden. Möglichst schnell.

 Hier eine Hörprobe des Audio-Buchs.

Eines war sicher: Allein das Zahlenverhältnis von 1 jungen Frau auf 4 unverheiratete Männer stellte sicher, sie würden eine tolle Zeit haben. Im frühen 20. Jahrhundert gab es in all den größeren Zentren eine quirlige gesellschaftliche Szene: Bälle, Parties, Amateur-Theater-Aufführungen, Picknicks, Tennis-Parties, Kino, Elefanten-Ritte, Tigerjagden und luxuriöse Dinner bei befreundeten Maharadschas.

Aber nach der Hochzeit sah es häufig anders aus. Das Leben der jungen Frauen veränderte sich häufig auf dramatische Weise: Oft fanden sie sich gestrandet an einem einsamen Punkt in der Weite Indiens. Wenige oder keine Europäer waren in der Nähe, Krankheiten und Sterbefälle gehörten zum Alltag. Per Kamel oder Pferd ritten diese Frauen dann mehrere Stunden im hochgebundenen Abendkleid zu einem Ball oder zum Club. Für eine Zahnbehandlung waren nicht selten Reisen von 50 Stunden Dauer normal. Und dennoch: Viele Frauen des Raj hatten Augen und Ohren für den exotischen Zauber Indien. „The Fishing Fleet“ ist ihnen gewidmet.

Zum historischen Hintergrund hier History Today mit weiteren Informationen.

unnamed-1

Anne de Courcy  ist eine britische Schriftstellerin und Journalistin. Sie war in den 1970er Jahren Woman’s Editor der London Evening News, arbeitete danach für den Evening Standard und später die Daily Mail. Zu ihren ausgezeichneten Biografien gehören THE VICEROY’S DAUGHTERS, DIANA MOSLEY und DEBS AT WAR sowie SNOWDON.

Courtesans and Fishcakes. James Davidson

In Courtesans and Fishcakes von James Davidson geht es um Leidenschaft. Um die richtig unwiderstehlich großen: Die Leidenschaften des Genusses. Fokus der Analyse ist das klassische Athen.

Das Buch beginnt mit der Beobachtung, dass die Griechen sehr gerne Fisch aßen. Es behandelt neben der Leidenschaft für Fisch auch die für Wein, für Frauen und junge Männer. Im zweiten Teil werden Körper-Verständnis und Ökonomie, Politik und Gesellschaft, Tyrannei und Revolution diskutiert. Hierbei gibt es wunderbare Kapitel mit Titeln wie „The Fish Missing from Homer“,“The Economy of Looking“, „Eating the Land“ und „Timarchus in Queer Street“.

Kernthese des Autors ist es, dass im klassischen Athen ein zu großer Appetit verdächtig war. Ungezügeltes Verlangen verbraucht Geld; wenn das Geld fort ist, wird der Landbesitz „versilbert“; dann werden Schulden gemacht. Doch der Appetit bleibt unersättlich. Der nächste Schritt des Gierigen besteht darin, als Politiker oder Feldherr den Staat auszunutzen und zu betrügen. In letzter Konsequenz ist der gierige Fischesser und Liebhaber von Jungen ein potenzieller Tyrann.

„It is not an accident that we know more about the pleasures of the flesh in Athens, and more from Athenians of the pleasures of the flesh in other Greek cities. The fact that this exists is a political fact. (…) Descriptions of the Athenian banquet are overwhelmingly concerned with the food and drink that were consumed, the „hired“ flute-girls and kithara-boys (…) the emphasis was always on the food itself and the sex and entertainment that accompanied it, on things that lasted only for the evening´s duration.“

Dabei führt Davidson aus, dass sich antike griechische Moralgebote grundsätzlich von denjenigen aus jüdisch/christlichem Kulturkreis unterscheiden: Setzt der letztgenannte auf klare Gebote und Verbote – du sollst/du sollst nicht -, geht es in der klassichen Antike um das richtige Maß, das Maß-Halten.

Alle Menschen wollen ihrem Verlangen nachgeben, davon ging man ganz selbstverständlich aus. Nur die Intensität des Widerstands kennzeichnet Menschen als standhaft und „moralisch“. Aber die Zügellosigkeit weckte in der „Demokratie“ Athens Erinnerungen und Ängste an ein nur mühsam besiegtes Ungeheuer: die Tyrannei.

Das Buch ist eine sehr interessante, unterhaltsame Zusammenschau von Themen. Wer sich für die Kombination aus Essen, Trinken, Sex und Macht interessiert, wird es bestimmt mit Genuß lesen!

Nur der Einstieg mag vielleicht ein kleine Hürde sein. Hierin geht es um die etymologischen Ableitungen und Verwandschaften zwischen Worten, mit welchen Genüsse des Konsums beschrieben werden. Diese Erläuterungen tragen wesentlich zur Stichhaltigkeit der Argumentation bei, sie sind allerdings für all die Nicht-Altphilologen unter uns nur auf abstaktem Niveau nachvollziehbar.

greeks_and_greek_love.jpg

Forschungsschwerpunkte von James Davidson sind:

Alone of all Her Sex. Marina Warner

„Alone of all Her Sex“ von Marina Warner ist ein umfassendes Buch über die Jungfrau Maria. Es deckt die verschiedenen Aspekte ihrer Verehrung auf und berücksichtigt dabei kirchliche Doktrin ebenso wie die Vorstellungen der Gläubigen. Warner zeigt auf diese Weise die moralischen, sozialen und emotionalen Implikationen der Marienverehrung durch die Jahrhunderte. Entsprechend lautet der Untertitel des Buchs „The Myth and the Cult of the Virgin Mary“.

Wie häufig wird Maria in den vier Evangelien genannt? So gut wie nie. Und sie wird auch nicht immer „Maria“ genannt. Das ist überraschend, geht man von der außerordentlichen Bedeutung Marias aus, die unzählige Bilder und Statuen, Lieder, Gedichte und hochkomplizierte theologische Ausführungen belegen. Welchen Sehnsüchten und Zwecken diente die Figur der Maria?

Maria ist einzig unter den Frauen, denn nur sie hat – so Warner über die christlich-katholische Theologie – ohne Sünde (ohne sexuellen Kontakt) ein Kind empfangen und dieses jungfräulich geboren. Während und nach der Geburt ist sie Jungfrau geblieben: „The unchanged womb of the virgin, that „closed gate“, that „enclosed garden“, which experiencing alteration is yet unaltered, is the mirror image of the unchanged body of the virgin, which experiences death and does not decay. (…) In a precise and literal way, the Virgin embodies the Christian ideals of homogeneity and independence“

Im 5. und 6. Jahrhundert wurde Maria als Mutter des göttlichen Herrschers ein zentrales Symbol der Macht (z.B. S. Apollinare Nuovo in Ravenna oder S. Maria in Trastevere in Rom). Maria als Regina wurde dargestellt mit vertrauten bildlichen Elementen der Herrscherdarstellungen. So wurde sie zu einem religiösen Symbol, das sich nutzen ließ, die (weltliche) Macht der Kirche zu sichern.

Ab dem 14. Jh. explodierte die Literatur, die die Liebe zu Maria thematisierte. In Kathedralen und Bildern wurde sie als die schönste aller Frauen dargestellt. Die Himmelskönigin wurde – so Warner – zum Gegenmittel gegen die irdische Liebe: „She was feminine perfection personified, and no other woman was in her league.“

Die Kapitel des Buchs orientieren sich an den verschiedenen Rollen die Maria zugeschrieben werden:

  • Teil 1 Virgin: Mary in the gospels, Mary in the apocrypha, Virgin birth, Second Eve, Virgins and martyrs
  • Teil 2 Queen: The assumption, Maria Regina,
  • Teil 3 Bride: The Song of Songs, Troubadours, Madonna, Dante, Beatrice and the Virgin Mary
  • Teil 4 Mother:Let it be, The milk of paradise, Mater Dolorosa, The penitent whore, The immaculate conception, The moon and the stars
  • Teil 5 Intercessor: Growth in everything, Icons and relics, Visions, The rosary and war, The hour of our death

Maria erbte die Eigenschaften von alten Wasser-, Mond/Himmels- (Isis und Diana) und Fruchtbarkeitsgöttinen.  Ihre Assoziation mit Wasser und Mond steht für Ewigkeit. Ihre Rolle als die Schutzpatronin von Frauen während der Geburt beinhaltet Elemente aus Fruchtbarkeitskulten. Auf diese Weise wurde Maria symbolisch die ewige Herrin des Wassers und die Schützerin des Lebens.

Ein plastisches Beispiel wie Elemente heidnischer Vorstellungen mit Maria zusammengedacht wurden, ist das Osterei. Die Assoziationskette geht laut Warner so: Über den Wechsel des Mondes ist das Motiv der Schlange mit Menstruation verbunden; laut Orphischer Mysterienkulte aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten entstand die Welt als die große Göttin in Gestalt einer Schlange sich mit der heiligen Schlange vereinigte;  die Göttin legte daraufhin ein Ei; aus diesem entstand die Welt zurzeit der Tag- und Nachtgleiche des Frühjahrs. Folglich hat die Schlange, welche Maria in vielen Darstellungen zertritt, eine komplexe Symbolik, die deutlich mehr Veränderungen  erfahren hat, als der Mond und die Sterne um Marias Haupt…

Zusammenfassend sieht Warner die Figur der Maria, so wie sie durch kirchliche Doktrin interpretiert wurde, als einen Einflussfaktor, der Frauen in einer gesellschaftlich benachteiligten Position hielt: „The Christian revolutions from earliest times centred on egalitarianism, on the universal application of the Gospel, the welcome offered to all men (…) But in the case of the moral teaching to women, humility, the greatest of the Christian virtues, acquired a different connotation. The two cultures, classical and Judaic, flowed together in the new religion, bearing a heavy burden of long prejudice against women.“

Marina Warner

Marina Warner wurde 1946 in London geboren. Sie wurde in verschiedenen katholischen Schulen erzogen und studierte am Lady Margaret Hall College in Oxford. Unter anderem arbeitete sie für die „Vogue“.

Obwohl „Alone of all Her Sex“ bereits 1976 erschienen ist, stellt es eine systematische, im interdisziplinären Ansatz sehr interessante sowie gut lesbare Zusammenfassung über die Rolle Marias im Christentum dar.

Romantic Irish Homes. Robert O`Byrne

Romantic Irish Homes zeigt Einrichtungsstile in unterschiedlichen historischen Häusern Irlands. Gemeinsam ist allen Häusern, dass sie lange vernachlässigt waren und dann von ihren neuen Besitzern zu Glanz – altem oder ganz neuem – verholfen worden sind.

Nach dem „Union Act“ mit England von 1801 wurde das Parlament in Dublin aufgelöst. Der Aufenthalt der Reichsten und Einflussreichsten während der Tagungszeit des Parlaments wurde somit überflüssig. Ein Grund, warum besonders repräsentative Häuser in Irlands Hauptstadt unattraktiv wurden. So wurden zum Beispiel die Häuser in Henrietta Street – vorher bewohnt von Earls, Viscount, Lords und Bischöfen – zu Mietshäusern. In diesen lebten pro Haus bis zu 300 Menschen. Die Straße wurde zum berüchtigsten Slum Dublins.

Das Buch enthält die Beschreibung der Geschichte von Bau, Verfall und Rettung der Häuser in Henrietta Street. Zu Haus Nr. 7 gibt auch ein Video einen guten Eindruck.

Ein anderer Grund für den Verfall vieler historischer Häuser war die 200 Jahre andauernde Rezession. Auch deshalb fehlte in allen Gegenden Irlands das Geld, repräsentative Gebäude zu erhalten.

http://3.bp.blogspot.com/-jnKrj_saMGI/Tfk74rTUjxI/AAAAAAAAMZo/NwtwDB2HPk0/s1600/romantic2.jpg

Das Buch enthält viele schöne Fotos, die durch intelligenten, kenntnisreichen Text ergänzt werden. Ausgezeichnet ist die knappe Einleitung. In drei Kapiteln werden die unterschiedlichen Funktionen und Stilmerkmale der Gebäude herausgearbeitet: Farmhouses, Homes for the Gentry und The Big House.

Die Fotos zeigen Außenansichten der Gebäude und unterschiedlichste Wohnräume: Wohn- und Schlafzimmer, Küchen, Bäder und Flure.

Beschreibung: „Quixotic, often whimsical and definitely quirky, they provide a sanctuary from the Irish climate, which is frequently grey, cold and damp. No wonder, therefore, that over the centuries Ireland’s domestic architecture and interior design have developed a distinctive personality in which colour and vivacity are highly prized. Romantic Irish Homes presents 15 of the finest examples of these traits, each one of them distinctive and yet sharing the same native spirit.“

Romantic Irish Homes ist sehr geeignet für Irland-Urlauber, die etwas mehr wissen wollen über die Architekturen, die sie während ihrer Reise sehen; aber auch für Menschen, die sich für Shabby Chic und das Wohnen in historischen Gebäuden interessieren.

Für Menschen mit Leidenschaften für Georgianische Archtektur ist die Geschichte der irischen Georgian Society ergänzende, bereichernde Lektüre: siehe unseren Beitrag